Influenzaimpfung: KVWL kritisiert Modellversuch in Apotheken

Dortmund – Der geplante Modellversuch zu Grippeschutzimpfungen in Apotheken in Teilen von Westfalen-Lippe ist erneut auf Kritik der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) gestoßen. Das gilt für das Impfen selbst und auch die Honorierung.
„Statt impfende Apotheker brauchen wir Ärzte ausreichend Impfstoff“, betonten die Vorstandsmitglieder der KVWL, Dirk Spelmeyer, Volker Schrage und Thomas Müller. Impfen sei eine ärztliche Tätigkeit und gehöre nicht in die Apotheke.
Die KVWL wies darauf hin, dass die niedergelassenen Ärzte in Westfalen-Lippe in der letzten Grippesaison 2,04 Millionen Menschen und damit eine halbe Million mehr geimpft hätte als in den Vorjahren. Es brauche daher nicht mehr niederschwellige Impfangebote, sondern mehr Grippeimpfstoff.
Besonders irritierend finden die Vorstände der KVWL darüber hinaus, dass die teilnehmenden Apotheker pro Impfung eine um ein Drittel höhere Honorierung erhalten als der niedergelassene Arzt. „Das entbehrt jeder Logik. Statt ärztliche Fachkompetenz zu würdigen, werden mit den Beitragsgeldern der Versicherten lieber weniger professionellere Strukturen aufgebaut, und das ohne jegliche Notwendigkeit.“
Die AOK Nordwest hatte gestern mitgeteilt, dass sie ein Modellprojekt mit dem Apothekerverband Westfalen-Lippe für Grippeimpfungen ab dem Herbst vereinbart habe. Zu der Modellregion gehören Dortmund, der Regierungsbezirk Detmold, der Kreis Olpe, der Märkische Kreis und der Hochsauerlandkreis – laut KVWL betrifft das fast 700 Apotheken.
Vor dem Start des drei Jahre dauernden Projekts würden die teilnehmenden Apotheker geschult, hatte die Krankenkasse betont. Das Angebot gilt nur für Mitglieder der AOK Nordwest. Der AOK-Vorstandsvorsitzende Tom Ackermann hatte das Vorhaben als zusätzliche Möglichkeit bezeichnet, sich gegen die Virusgrippe Influenza impfen zu lassen.
Gemeinsames Ziel sei es, die Durchimpfungsrate der Bevölkerung zu steigern. Nach Angaben der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut (RKI) sind nur 35 Prozent der Risikogruppe der über 60-Jährigen gegen Influenza geimpft.
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