Ärzteschaft

Intensivmediziner: Bei elektronischer Patientenakte nicht leichtfertig widersprechen

  • Montag, 13. Januar 2025
/dpa, Jens Büttner
/dpa, Jens Büttner

Augsburg – Vor dem Start der neuen elektronischen Patientenakte (ePA) haben die deutschen Intensiv- und Notfallmediziner Krankenversicherte vor einem Widerspruch gegen die digitale Speicherung ihrer medizinischen Daten gewarnt.

„Es ist aus medizinischer Sicht völlig unvernünftig, der Nutzung der elektronischen Patientenakte zu widerspre­chen“, sagte der Generalsekretär der Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Uwe Janssens, der Augsburger Allgemeinen. „Wer widerspricht, gefährdet möglicherweise die eigene Versorgung und Gesundheit.“

„Gerade in Notfallsituationen kann der Verzicht auf digitale Informationen zu gefährlichen Verzögerungen oder Fehlern führen“, sagte Janssens. „Die Einführung der elektronischen Patientenakte wäre gerade für die Notfall­medizin ein riesiger Fortschritt.“

Denn in Notfällen seien umfassende Patientendaten oft nicht verfügbar. „Patienten sind nicht ansprechbar, sediert oder haben schlichtweg keine Unterlagen dabei“, so der DIVI-Generalsekretär. „Wenn wir schnell auf wichtige Informationen wie Medikationspläne, Diagnosen und aktuelle Befunde zugreifen könnten, würde das die Versorgung massiv verbessern und vereinfachen sowie sicherer machen.“

Janssens verwies darauf, dass die Vorteile der Patientenakte weit über die Notfallmedizin hinausgingen. An Schnittstellen im Gesundheitssystem entstünden „oft die größten Probleme in der Patientenversorgung“, sagte er.

„Die Übergabe von Patienten ist immer ein Risiko, sei es zwischen Notaufnahme und Intensivstation, Operations­saal und Normalstation oder anderen Bereichen, selbst vom Hausarzt zum Facharzt.“ Eine digitale Patientenakte, die diese Informationen zuverlässig speichere und übertrage, könne diese Fehlerquellen minimieren.

In der Notaufnahme von Krankenhäusern sei die Patientenakte „ein echter Quantensprung“, sagte Janssens. Das medizinische Personal bekomme durch sie etwa mehr Zeit für den Patienten. „Die Daten werden zudem enorm wichtig für den Einsatz Künstlicher Intelligenz, mit der wir zukünftig sehr viel schneller Risikopatienten identi­fizie­ren und ihnen helfen können.“

Wenn aber selbst nur für einen Bruchteil der Patienten die digitalen Informationen nicht vorlägen, werde dies „zum Störfaktor in den künftigen Prozessen und einen Nachteil für die Patienten bedeuten, die sich der ePA verweigert haben.“

Ab übermorgen wird die ePA in einer vierwöchigen Pilotphase in Nordrhein-Westfalen, Franken (Bayern) und Hamburg im Praxisbetrieb erprobt. Die Praxen und Krankenhäuser außerhalb der Modellregionen werden erst nach Abschluss der Pilotphase angebunden und können die ePA erst dann mit Dokumenten füllen.

Derzeit gibt es wieder eine intensive Debatte über den Datenschutz der ePA. Hintergrund ist

afp/dpa

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