Internisten diskutieren ethisches Gelöbnis für KI-Entwickler

Wiesbaden – Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der Medizin verändert das Arzt-Patienten-Verhältnis zu einer Dreiecksbeziehung. Denn Ärzte müssen ihren Patienten nun auch die Einschätzung einer KI erklären können, um gemeinsam einen vertrauensvollen Behandlungsweg zu finden.
Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) anlässlich ihres Jahreskongresses in Wiesbaden hin. KI kann demnach Ärzte unterstützen, zum Beispiel indem sie Behandlungspfade vorschlägt oder zeitraubende Dokumentationsaufgaben übernimmt.
„Wenn man bedenkt, dass Ärztinnen und Ärzte im Krankenhaus täglich rund drei Stunden mit Dokumentation verbringen, bietet KI hier einen enormen Hebel“, sagte DGIM-Experte Martin Hirsch, Direktor des Instituts für KI in der Medizin an der Philipps-Universität Marburg. Jede Minute Arbeit, die KI den Ärztinnen und Ärzten abnehme, könneten diese mehr für Patienten aufwenden.
Hirsch betonte, gehe es um Behandlungsempfehlungen oder eine KI-unterstützte Auswertung von Befunden sei entscheidend, dass die Behandelnden in der Lage seien, Empfehlungen richtig einzuordnen oder der KI auch zu widersprechen. Blindes Vertrauen in die Antworten einer KI dürfe es nicht geben.
„KI-Anwendungen dringen viel weiter in medizinische Prozesse ein als bisherige Technologien“, so Hirsch. Daher wäre es denkbar, die Entwickler von KI auf das Genfer Gelöbnis zu verpflichten, um die ethische Einbettung von KI in der Medizin zu gewährleisten, so sein Vorschlag.
Das Genfer Gelöbnis – eine moderne Version des Hippokratischen Eides – dient als ethische Richtschnur für ärztliches Handeln und stellt das Wohl des Patienten in den Mittelpunkt. Ärztinnen und Ärzte verpflichteten sich im Genfer Gelöbnis beispielsweise, die Schweigepflicht zu wahren oder Patienten vor Diskriminierung aufgrund von Faktoren wie Alter, Herkunft oder Behinderung zu schützen.
„Das Wohl des Patienten steht in der Medizin an erster Stelle. Dieses Ziel muss auch den Werkzeugen der KI innewohnen, damit wir die neuen technologischen Möglichkeiten tatsächlich sinnvoll einsetzen können“, so DGIM-Kongresspräsident Jan Galle.
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