Internisten: Interdisziplinäres Denken schärfen
Köln – Das Bewusstsein für interdisziplinäres Denken zu schärfen, fordert Elisabeth Märker-Hermann, erste weibliche Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. Im Vorfeld des Internistenkongresses verweist die Rheumatologin im Interview mit dem Deutschen Ärzteblatt auf ein Beispiel aus ihrem Fachgebiet.
So wisse man heute, dass die rheumatoide Arthritis ein unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen ist. Dieses Risiko sei doppelt so hoch wie das der gesunden Bevölkerung und entspricht dem kardiovaskulären Risiko bei Diabetes. „Rheumapatienten leiden somit nicht zufällig an einer koronaren Herzkrankheit, beide Erkrankungen sind vielmehr das Resultat einer gemeinsamen pathogenetischen Strecke, die von Ärzten aller Fachrichtungen berücksichtigt werden muss“, sagt Märker-Hermann.
Daher sollte ein Rheumatologe seine Patienten immer nach bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen fragen – insbesondere, wenn er Arzneimittel verordnet, die potenziell mit dem Herz-Kreislauf-System interagieren, wie zum Beispiel NSAR. Umgekehrt müsse ein Kardiologe bei der Anamnese nicht nur nach Hypertonie und Diabetes fahnden, sondern auch nach einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung.
Dies gelte ebenso für die Anamnese von „Volkskrankheiten“ wie Übergewicht, metabolisches Syndrom oder chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen, die alle mit einer unterschwelligen Entzündung einhergehen. „Unter diesem Aspekt müssen viele Erkrankungen systemisch neu bewertet werden“ betont die DGIM-Vorsitzende.
Die Rheumatologin betonte erneut die Notwendigkeit der Versorgungsforschung in der Inneren Medizin. „Wir benötigen gerade bei komplexen und chronischen Erkrankungen mehr Forschung, um die Fragen nach der Versorgung unserer Bevölkerung im ambulanten und stationären Bereich beantworten zu können“, so Märker-Hermann.
Im Hinblick auf die Koordination zwischen ambulanter und stationärer Versorgung beim multimorbiden Patienten habe die Kommission ‚Struktur und Versorgung‘ der DGIM vorgeschlagen, derartige Fragen in einer Modellregion über zwei Jahre zu klären. „Hier arbeiten wir eng mit dem Berufsverband Deutscher Internisten zusammen.
Die Idee ist, problemorientierte und patientenzentrierte Versorgungspfade zu entwickeln: wann hausärztliche Versorgung, wann welcher internistische Schwerpunkt oder angrenzende medizinische Disziplinen, wann stationäre Therapie. Es herrscht so viel Unsicherheit, wann welche Stufe eingeschaltet werden sollte, nicht nur in der Rheumatologie“, so Märker Hermann zum Deutschen Ärzteblatt.
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