Internisten sagen Überversorgung den Kampf an
Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) hat die Initiative „Klug entscheiden“ gestartet, die sich an die amerikanische Kampagne „Choosing wisely“ anlehnt. In den USA haben sich dafür mehr als 60 medizinische Fachgesellschaften zusammengeschlossen, um Therapien und diagnostische Verfahren zu identifizieren, die trotz fehlender Evidenz häufig eingesetzt werden.
„Ein Grund für eine solche Überversorgung ist die Unsicherheit mancher Ärzte, die denken: Lasse ich etwas weg, was vielleicht wichtig wäre, könnte das juristische Folgen haben“, sagte der Generalsekretär der DGIM, Ulrich R. Fölsch, heute vor Journalisten in Berlin.
„Ein weiterer Grund ist das Anspruchsdenken mancher Patienten. Diese gingen mit bestimmten Erwartungen zum Arzt, zum Beispiel der, ein Antibiotikum zu erhalten. Und schließlich werde im deutschen Gesundheitswesen nur gezahlt, wenn Ärzte eine Behandlung durchführten. „Die Anreizsysteme verleiten also dazu, dass man manchmal mehr macht, als vielleicht erforderlich ist“, erklärte Fölsch.
Die DGIM wolle deshalb auf der Grundlage von Leitlinien untersuchen, „was in Deutschland durchgeführt wird, obwohl es nicht erforderlich wäre“, zum Beispiel bildgebende Verfahren bei Rückenschmerzen, die noch keine sechs Wochen anhalten, sagte Fölsch. „Dabei wollen wir, dass Ärzte zusammen mit ihren Patienten den Therapieplan besprechen und ihnen erklären, warum manches nicht erforderlich ist. Dafür müssen sich die Ärzte allerdings Zeit nehmen. Und das muss dann auch bezahlt werden.“
Bis zu ihrem Jahreskongress im April 2015 in Mannheim möchte die DGIM alle Schwerpunktfachgesellschaften der Inneren Medizin in diese Kampagne eingebunden haben.
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