Medizin

Intraaortale Ballonpumpe (IABP) bei kardiogenem Schock ohne Nutzen

  • Mittwoch, 4. September 2013

Leipzig – Auch langfristig bringt der in der Kardiologie als Goldstandard gesehene Einbau einer intraaortalen Ballonpumpe (IABP) bei kardiogenem Schock nach einem akuten Herzinfarkt keine signifikanten Vorteile für die Patienten. Das berichtet eine Arbeitsgruppe um Holger Thiele aus der Klinik für Innere Medizin / Kardiologie des Herzzentrums Leipzig im Lancet (http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(13)61783-3).

Die Forscher bestätigten damit ihre Ergebnisse der sogenannten IABP-SHOCK II-Studie von 2012. In dieser großen deutschen Multicenter-Studie unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und der Deutschen Herzstiftung mit finanzieller Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgesellschaft im Programm Klinische Studien belegten die Wissenschaftler, dass durch den in den Leitlinien beschriebenen Einsatz einer speziellen Pumpe in der Hauptschlagader, der intraaorten Ballonpumpe (IABP), bei kardiogenem Schock nach akutem Herzinfarkt keine Reduktion der 30-Tage Sterblichkeit erzielt werden kann.

Die Leipziger Gruppe publizierte diese Ergebnisse im New England Journal of Medicine (2012; 367:1287-1296 ) und löste damit große Diskussionen aus. „Das ist völlig normal und auch wir waren ja überrascht, dass die IABP-SHOCK II-Studie so klar gezeigt hat, dass die Pumpe keine Überlebensvorteile in der 30-Tage-Sicht bringt“, so Thiele. Es sei daher unerlässlich gewesen, der kurzfristigen Betrachtung eine Langzeitauswertung folgen zu lassen.

Ungefähr fünf bis zehn Prozent der Patienten mit einem akuten Myokardinfarkt entwickeln einen kardiogenen Schock. Er ist immer noch der Hauptgrund für die Sterblichkeit von Patienten mit Herzinfarkt. Die Mortalität liegt zwischen 40 und 50 Prozent. Derzeitige internationale Leitlinien empfehlen den Einsatz einer IABP zur Verbesserung der Herz­durchblutung und zur Entlastung der Herzarbeit.

Thiele und sein Team haben von Juni 2009 bis März 2012 600 Patienten mit kardio­genem Schock als Folge eines Myokardinfarktes, die eine frühe Wiedereröffnung eines Gefäßes erhalten haben, für eine IABP oder alleinige optimale intensivmedizinische Therapie randomisiert. Der primäre Studienendpunkt, die 30-Tage Sterblichkeit war in beiden Studienarmen mit 39,7 Prozent im IABP-Arm und 41,3 Prozent im Kontrollarm vergleichbar. Genauso zeigte sich in keinem anderen untersuchten Endpunkt ein Vorteil für die IABP.

Die Forscher haben jetzt die gleichen 600 Patienten in beiden Kontrollarmen nach den Kriterien Sechs-Monats-Sterblichkeit und Zwölf-Monats-Sterblichkeit ausgewertet. Letztere lag in der IABP-Gruppe bei 51,8 Prozent und in der Kontrollgruppe bei 51,4 Prozent. „Diese Ergebnisse werden die Diskussionen innerhalb der Fachgesellschaften zur Änderung der Leitlinien bei kardiogenem Schock nach einem akuten Herzinfarkt weiter vorantreiben“, ist sich Thiele sicher.   hil

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