Medizin

Intravaginaler Ring könnte vor HIV schützen

  • Montag, 30. September 2013

Evanston – US-Bioingenieure haben einen intravaginalen Ring entwickelt, der über 4 Wochen kontinuierlich das Virostatikum Tenofovir freisetzt und in ersten tierexperi­mentellen Studien in den Proceedings of the National Academy of Sciences PNAS (2013; doi:10.1073/pnas.1311355110) Makaken zuverlässig vor einer Infektion mit dem HIV-ähnlichen Retrovirus SHIV geschützt hat. Erste klinische Studien sollen noch in diesem Jahr beginnen.

Der nukleotidische Reverse-Transkriptase-Inhibitor Tenofovir ist Standardmedikament in der Präexpositionsprophylaxe von Menschen mit einem erhöhtem HIV-Risiko. Die Schutz­wirkung setzt allerdings die tägliche Einnahme voraus und hat sich in den klinischen Studien als lückenhaft erwiesen. Ein intravaginales Gel, das bedarfsweise vor einem Geschlechtsverkehr appliziert wird, hat in Studien keinen nennenswerten Schutz vor einer HIV-Infektion erzielt.

Eine höhere Erfolgsrate verspricht das Applikationssystem TDF-IVR (für tenofovir disoproxil fumarate intravaginal ring), das ein Team um Patrick Kiser von der McCormick School of Engineering in Evanston im US-Staat Illinois in zehnjähriger Entwicklungsarbeit ausgetüftelt hat.

Der Ring besteht aus einem Kunststoffring, der in der Vagina platziert wird, unter der Einwirkung von Flüssigkeit anschwillt und dann bis zu 1000-fach mehr Wirkstoff freisetzen soll als derzeitige Vaginalringe wie das Kontrazeptivum NuvaRing, das aus Silikon besteht und dessen Freisetzung von kontrazeptiven Hormonen mit der Zeit nachlässig. TDF-IVR könne dagegen über einen Zeitraum von 30 Tagen konstante Mengen des antiretroviralen Wirkstoffs freisetzten, behauptet Kiser, der den Ring bei sechs Makaken getestet hat.

Die Tiere wurden nach der Platzierung über einen Zeitraum von 16 Wochen bis zu 50 Mal intravaginal mit infektiösen Mengen des Simian Immunodeficiency Virus (SHIV) exponiert. Keines der Tiere wurde infiziert, während in einer Kontrollgruppe elf von zwölf Tieren serokonvertierten. Im Vaginalsekret der Tiere mit intravaginalem Ring wurden Wirkstoffkonzentrationen gefunden, die mit einer Schutzwirkung vereinbar waren und die im Laborversuch eine virushemmende Wirkung erzielten.

Bereits im November soll am Albert Einstein College of Medicine in New York eine erste klinische Studie an 60 Frauen beginnen. Sie sollen den Intravaginalring über 14 Tage tragen. Gegenstand der Untersuchung ist die Verträglichkeit des TDF-IVR und die Freisetzung des Virostatikums. Laut Kiser könnten in den Ring weitere Substanzen wie Kontrazeptiva oder Medikamente gegen andere sexuell übertragbare Erkrankungen integriert werden.

rme

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