Inzidenz von COVID-19-Infektionen bei Atopischer Dermatitis erhöht

New Haven (USA) – Patienten mit Atopischer Dermatitis sind einem erhöhten Infektionsrisiko bei COVID-19 ausgesetzt.
Die Atopische Dermatitis (AD) zählt zu den häufigsten chronisch entzündlichen Hauterkrankungen. Die Pathophysiologie der AD ist multifaktoriell und somit relativ komplex. Beteiligt sind unter anderem Th2-Zytokine wie zum Beispiel Interleukin (IL)-4 und IL-13. Bisherige Untersuchungen zur Inzidenz von SARS-CoV-2-Infektionen bei AD zeigten keine eindeutigen Zusammenhänge.
Daher untersuchten Dermatologen von der Yale School of Medicine in New Haven (Connecticut, USA) anhand eines großen Kollektivs mit 11.752 AD-Patienten (Durchschnittsalter: 59; 68 % weiblich) und 47.008 gematchten Kontrollen erneut mögliche Trends (JAAD International, 2022; DOI: 10.1016/j.jdin.2021.12.007).
Die Analysen ergaben, dass Patienten mit AD signifikant häufiger Komorbidität (jeweils mit p<0,001) aufweisen, zum Beispiel hinsichtlich eines höheren BMI (body mass index, 30,3 vs. 29,9), Bluthochdruck (59,4 % vs. 48,9 %), Hyperlipidämie (63,5 % vs. 47,3 %), Typ-2-Diabetes (27,7 % vs. 20,2 %), Schlafapnoesyndrom (9,6 % vs. 6,8 %), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (15,6 % vs. 10,5 %), Tumore (22,0 % vs. 15,6 %) und andere Autoimmunerkrankungen (15,0 % vs. 7,9 %). Viele dieser Begleiterkrankungen bei AD gelten als unabhängige Risikofaktoren für eine COVID-19-Infektion sowie schweren Verlauf, so die Studienautoren.
COVID-19-Infektionen sind ebenfalls signifikant häufiger bei AD als im Vergleich zur Kontrollgruppe (4,2 % vs. 2,8 %; p<0,001). Das Ergebnis war auch nach Bereinigung demografischer Faktoren sowie Komorbidität (z.B. BMI, Bluthochdruck, Hyperlipidämie, Typ-2-Diabetes und Autoimmunerkrankungen) robust.
Diese groß angelegte Studie deutet auf eine erhöhte Inzidenz an SARS-CoV-2-Infektionen bei AD-Patienten hin. Insgesamt haben Patienten mit AD eine um 29 % höhere Wahrscheinlichkeit für eine Infektion mit COVID-19, schlussfolgern die Studienautoren.
Die immunpathologischen Mechanismen für dieses Phänomen sind bisher nur teilweise verstanden. Interessanterweise gibt es Zusammenhänge zwischen erhöhtem IL-13-Spiegel und COVID-19-Infektionen sowie höheren IL-4- und IL-13-Spiegeln bei Patienten mit schwerem Verlauf, so dass die krankheitsbedingte Überaktivierung dieser Zytokine bei AD womöglich zur erhöhten Infektanfälligkeit bei COVID-19 beiträgt.
Wohingegen Asthma, dass ein ähnliches immunologisches IL-4- und IL-13-Zytokin-Profil wie bei AD aufweist, wohl nicht mit erhöhtem Risiko für eine COVID-19-Infektion oder einen schweren Verlauf einher geht, geben die Studienautoren zu bedenken.
Zu den Einschränkungen dieser Fall-Kontrollstudie zählt, dass keine Daten zum jeweiligen AD-Schweregrad und -Therapie sowie COVID-19-Symptomen und -Schweregrad vorlagen. Außerdem wurden asymptomatische Infektionen oder symptomatische Infektionen, die nicht bestätigt waren, ebenfalls nicht erfasst.
Es könnte außerdem sein, dass Patienten mit AD möglicherweise häufiger Kontakt mit dem Gesundheitssystem haben und daher eher auf COVID-19 getestet oder diagnostiziert wurden, als die Kontrollkohorte, räumen die Studienautoren ein.
Weitere Untersuchungen sollten die immunpathologischen Zusammenhänge zwischen AD und COVID-19-Infektionen detaillierter analysieren. Insbesondere auch, ob Komorbidität oder bestimmte Therapien die Risiken für eine COVID-19-Infektion und -Verlauf beeinflussen.
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