Medizin

Inzidenz von COVID-19-Infektionen bei Atopischer Dermatitis erhöht

  • Montag, 24. Januar 2022
Arzt untersucht die Hand eines Patienten mit Neurodermitis. /Iri-s, stock.adobe.com
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New Haven (USA) – Patienten mit Atopischer Dermatitis sind einem erhöhten Infektionsrisiko bei COVID-19 ausgesetzt.

Die Atopische Dermatitis (AD) zählt zu den häufigsten chronisch entzündlichen Hauterkrankungen. Die Pathophysiologie der AD ist multifaktoriell und somit relativ komplex. Beteiligt sind unter anderem Th2-Zytokine wie zum Beispiel Interleukin (IL)-4 und IL-13. Bisherige Untersuchungen zur Inzidenz von SARS-CoV-2-Infektionen bei AD zeigten keine eindeutigen Zusammenhänge.

Daher untersuchten Dermatologen von der Yale School of Medicine in New Haven (Connecticut, USA) anhand eines großen Kollektivs mit 11.752 AD-Patienten (Durchschnittsalter: 59; 68 % weiblich) und 47.008 gematchten Kontrollen erneut mögliche Trends (JAAD International, 2022; DOI: 10.1016/j.jdin.2021.12.007).

Die Analysen ergaben, dass Patienten mit AD signifikant häufiger Komorbidität (jeweils mit p<0,001) aufweisen, zum Beispiel hinsichtlich eines höheren BMI (body mass index, 30,3 vs. 29,9), Bluthochdruck (59,4 % vs. 48,9 %), Hyperlipidämie (63,5 % vs. 47,3 %), Typ-2-Diabetes (27,7 % vs. 20,2 %), Schlafapnoe­syndrom (9,6 % vs. 6,8 %), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (15,6 % vs. 10,5 %), Tumore (22,0 % vs. 15,6 %) und andere Autoimmunerkrankungen (15,0 % vs. 7,9 %). Viele dieser Begleiterkrankungen bei AD gelten als unabhängige Risikofaktoren für eine COVID-19-Infektion sowie schweren Verlauf, so die Studienauto­ren.

COVID-19-Infektionen sind ebenfalls signifikant häufiger bei AD als im Vergleich zur Kontrollgruppe (4,2 % vs. 2,8 %; p<0,001). Das Ergebnis war auch nach Bereinigung demografischer Faktoren sowie Komorbi­dität (z.B. BMI, Bluthochdruck, Hyperlipidämie, Typ-2-Diabetes und Autoimmunerkrankungen) robust.

Diese groß angelegte Studie deutet auf eine erhöhte Inzidenz an SARS-CoV-2-Infektionen bei AD-Patien­ten hin. Insgesamt haben Patienten mit AD eine um 29 % höhere Wahrscheinlichkeit für eine Infektion mit COVID-19, schlussfolgern die Studienautoren.

Die immunpathologischen Mechanismen für dieses Phänomen sind bisher nur teilweise verstanden. Inte­res­santerweise gibt es Zusammenhänge zwischen erhöhtem IL-13-Spiegel und COVID-19-Infektionen sowie höheren IL-4- und IL-13-Spiegeln bei Patienten mit schwerem Verlauf, so dass die krankheits­bedingte Überaktivierung dieser Zytokine bei AD womöglich zur erhöhten Infektanfälligkeit bei COVID-19 beiträgt.

Wohingegen Asthma, dass ein ähnliches immunologisches IL-4- und IL-13-Zytokin-Profil wie bei AD auf­weist, wohl nicht mit erhöhtem Risiko für eine COVID-19-Infektion oder einen schweren Verlauf einher geht, geben die Studienautoren zu bedenken.

Zu den Einschränkungen dieser Fall-Kontrollstudie zählt, dass keine Daten zum jeweiligen AD-Schwere­grad und -Therapie sowie COVID-19-Symptomen und -Schweregrad vorlagen. Außerdem wurden asymp­tomatische Infektionen oder symptomatische Infektionen, die nicht bestätigt waren, ebenfalls nicht erfasst.

Es könnte außerdem sein, dass Patienten mit AD möglicherweise häufiger Kontakt mit dem Gesundheits­system haben und daher eher auf COVID-19 getestet oder diagnostiziert wurden, als die Kontrollkohorte, räumen die Studienautoren ein.

Weitere Untersuchungen sollten die immunpathologischen Zusammenhänge zwischen AD und COVID-19-Infektionen detaillierter analysieren. Insbesondere auch, ob Komorbidität oder bestimmte Therapien die Risiken für eine COVID-19-Infektion und -Verlauf beeinflussen.

cw

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