Italiens Küstenwache will Malta Flüchtlinge übergeben

Valletta – Die italienische Küstenwache hat nach Angaben von Innenminister Matteo Salvini gestern Nacht mehr als 170 Migranten aufgegriffen und Malta gebeten, sie aufzunehmen. Der Minister und stellvertretende Regierungschef von der rechtsextremen Lega-Partei erklärte, das Flüchtlingsboot habe sich in Gewässern befunden, in denen Malta für den Such- und Rettungsdienst zuständig sei.
Die Malteser hätten jedoch „keinerlei Hilfe“ geleistet. Sie hätten das Flüchtlingsboot in Gewässer mit italienischem Zuständigkeitsbereich eskortiert. Dort habe ein Schiff der italienischen Küstenwache die Migranten an Bord genommen, ohne das Innenministerium zu informieren. Er habe die Küstenwache aufgefordert, sich an die maltesischen Behörden mit der Bitte zu wenden, einen Hafen für die Migranten zur Verfügung zu stellen.
Italien habe in einigen Jahren 700.000 Migranten aufgenommen und damit mehr als seine Pflicht – und die von anderen – getan, fügte Salvini hinzu. Seine Lega will die Zahl der in Italien ankommenden Flüchtlinge auf Null senken.
Unterdessen verließ das Flüchtlingsrettungsschiff „Aquarius“ Malta in Richtung seines Heimathafens Marseille. Im Kurzbotschaftendienst Twitter teilte die Besatzung mit, sie wolle dort klären, unter welcher Flagge die „Aquarius“ künftig fahren werde. Bisher fährt das Schiff unter der Flagge Gibraltars.
Doch die Regierung des britischen Gebiets hatte angekündigt, spätestens am 20. August müsse das Schiff umflaggen. Zur Begründung hieß es, das Schiff sei in Gibraltar als Forschungsschiff registriert worden, nicht als Rettungsschiff. Möglicherweise wird die „Aquarius“ unter deutscher Flagge weiterfahren.
Vorgestern war die „Aquarius“ nach tagelanger Irrfahrt in Malta eingetroffen. Italien und zunächst auch Malta hatten die Aufnahme der 141 Flüchtlinge an Bord strikt abgelehnt. Fünf EU-Staaten erklärten sich schließlich zur Aufnahme der Flüchtlinge bereit: Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Portugal und Spanien. Deutschland nimmt laut Bundesinnenministerium bis zu 50 Menschen auf.
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