Jahresrückblick 2009
JANUAR
Ethik: In einer Londoner Klinik wurde erstmals ein Mädchen geboren, bei dem mittels Präimplantationsdiagnostik (PID) ein erhöhtes Brustkrebsrisiko durch das Gen BRCA1 ausgeschlossen wurde. Die PID wird zwar seit 1992 beim Menschen erfolgreich durchgeführt, lange war sie aber auf genetische Krankheiten (zum Beispiel Mukoviszidose) beschränkt. Dass sie jetzt auch zum Ausschluss von Krankheitsrisiken eingesetzt wird, betrachten Kritiker als einen weiteren Schritt in Richtung „Designer-Baby”.
Patientensicherheit: Eine kurze Checkliste senkte in einer Pilotstudie der Weltgesundheitsorganisation Morbidität und perioperative Mortalität chirurgischer Patienten. Vier Staaten kündigen an, die Checkliste verpflichtend einzuführen.
Impfung: Deutschland gehört zu den fünf Masernhochburgen in Europa. Schuld ist die verbreitete Impfmüdigkeit vor allem in gutbürgerlichen Kreisen, wo man darauf hofft, dass die Kinder auf Masernpartys einen „natürlichen“ Schutz erhalten. Das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Europa 2010 für masernfrei zu erklären, ist gescheitert.
Psychiatrie: Die europäische Arzneibehörde EMEA erklärt Ritalin® zu einem sicheren Mittel zur Behandlung des Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom (ADHS). Da Herzfrequenz und Blutdruck ansteigen können, sollten die Kinder jedoch vor der Therapie kardiologisch untersucht werden.
Endokrinologie: In einer Studie von US-Forschern verbesserte ein Nasenspray mit Oxytocin die Fähigkeit der Probanden, sich an Gesichter zu erinnern.
Pädiatrie: Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) warnt davor, die Haare nach der Anwendung von Antiläusemitteln einem offenen Feuer zu nähern. Einige der verwendeten Wirkstoffe hatten sich als leicht entflammbar erwiesen.
Psychiatrie: Kaffeetrinker berichten dreimal häufiger als andere Menschen über Halluzinationen. Sie leiden deshalb aber nicht unter einer Psychose. Das Netzwerk Stimmenhören schätzt, dass etwa 3 bis 5 Prozent der Bevölkerung irgendwann im Leben einmal akustische Halluzinationen haben – optische Halluzinationen sind seltener.
FEBRUAR
Prothetik: US-Ingenieure stellten eine neuartige Armprothese vor, die Patienten durch Gedanken steuern können. Dazu verbanden die Chirurgen Nervenzellen des Stumpfes mit Muskeln des Brustkorbs, dessen Kontraktion elektromyografisch erfasst und in Steuerbefehle für die Elektromotoren in der Prothese umgesetzt werden.
Gentherapie: Die Ergebnisse bei der Adenosin-Deaminase-Mangel sind ausgesprochen vielversprechend. Vier Jahre nach der Therapie sind alle in Italien behandelten Patienten am Leben. Acht gelten als geheilt.
Genetik: US-Forscher haben die Gene aller 99 bekannten Rhinoviren entschlüsselt. Sie zeigen ein äußerst mutationsfreudiges Virus – keine guten Voraussetzungen für die Entwicklung von Medikamenten oder Impfstoffen. Schnupfen und Erkältung werden der Menschheit erhalten bleiben.
Gentechnik: In den USA wurde erstmals ein Medikament zugelassen, dass von gentechnisch veränderten Ziegen mit der Milch ausgeschieden wird. Eine Herde von 200 Ziegen soll künftig die Versorgung von Patienten mit angeborenem Antithrombinmangel sicherstellen.
Psychiatrie: Der Betablocker Propanolol wurde in einer experimentellen Studie eingesetzt, um Patienten mit posttraumatischem Stresssyndrom von belastenden Erinnerungen zu befreien.
Medikamente: Krebspatienten sollten bei bestimmten Chemotherapien lieber auf grünen Tee verzichten. In einer experimentellen Studie störten die Antioxidanzien im Tee die Wirkung des Wirkstoffs Bortezomib. Es wird zur Behandlung des multiplen Myeloms eingesetzt.
MÄRZ
Stammzellforschung: Britische und kanadische Forscher haben Hautzellen in induzierte pluripotente Stammzellen (iPS) zurückverwandelt, ohne dazu potenziell krebsauslösende Viren zu verwenden. Sie bedienten sich „springender“ Gene, die sie später wieder aus den Zellen entfernen wollen.
Stammzellforschung II: US-Wissenschaftler haben die aus Hautzellen gewonnenen iPS bereits wieder in dopaminerge Neurone verwandelt. Damit ist der Weg offen zu ersten tierexperimentellen Studien...
Organtransplantation: In den USA wechselten bei einer „Kettentransplantationen“ zehn Nieren gleichzeitig den Besitzer.
Ovarialkarzinom: Nach den Zwischenergebnissen einer britischen Screening-Studie könnte die Kombination aus transvaginalem Ultraschall und einer CA125-Bestimmung eine Früherkennung des Ovarialkarzinoms ermöglichen. Es käme jedoch zu einer hohen Zahl von Nachuntersuchungen und auch unnötiger Operationen. Auch die Kosten-Nutzen-Aspekte sind ungeklärt.
Embryologie: Fast die Hälfte aller Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, die nicht im Rahmen anderer Syndrome auftreten, scheint auf genetische Veränderungen auf dem Chromosom 8 zurückzuführen zu sein.
Neuro-Enhancement: Nicht nur an US-Hochschulen versuchen Studenten mit chemischen Mitteln ihre Leistungen zu steigern. „Cognitive Enhancer“ sind auch in Deutschland nicht unbekannt. Zu den bedenklichen Mitteln zählt Modafinil, ein zur Behandlung der Narkolepsie zugelassenes Psychostimulans, das einer Studie zufolge ein hohes Abhängigkeitspotenzial besitzt.
Ernährung: Vegetarier sind überzeugt, dass der Verzicht auf Fleisch sie vor Krankheiten schützt. In einer prospektiven Beobachtungsstudie war ausgerechnet das Darmkrebsrisiko erhöht.
APRIL
Plastische Chirurgie: An einer Klinik in Paris führten Chirurgen erstmals eine komplette Gesichtstransplantation durch. Es war die weltweit sechste und bisher ausgedehnteste Gesichtstransplantation, bei der neben Nase, Wangen, Ohren auch die Augenlider verpflanzt wurden. Der Patient, der sich bei einem Unfall schwerste Verbrennungen zugezogen hatte, erhielt außerdem zwei neue Arme.
Chirurgie: Am Universitätsklinikum Leipzig gelang erstmals die minimalinvasive Teilresektion einer Lunge. Das Kind war mit einer lebensbedrohlichen Fehlbildung der Lungen geboren worden.
Diabetologie: Immunologen aus Brasilien haben durch eine hämatopoetische Stammzelltransplantation einen Typ-1-Diabetes mellitus im Anfangsstadium gestoppt. Die Patienten konnten für mehr als 30 Monate auf Insulininjektionen verzichten.
Drogenmissbrauch: Die zunehmend auch in Deutschland konsumierte Partydroge Methamphetamin (Meth, Crystal) ist vermutlich fetotoxisch. Sie könnte die Kinder junger Frauen schädigen, die zum Zeitpunkt des Drogenkonsums möglicherweise nicht wissen, dass sie schwanger sind.
Neue Influenza: In der letzten Aprilwoche gerät die globale Öffentlichkeit in den Bann der sogenannten Schweinegrippe. Die seit Jahren befürchtete Pandemie ging nicht wie erwartet von Ostasien, sondern von Mexiko aus, und der Erreger wurde nicht von Vögeln, sondern von Schweinen auf den Menschen übertragen. Die anfänglichen drastischen Reaktionen der Gesundheitsbehörden mit Quarantänen der Erkrankten und dem Verbot öffentlicher Veranstaltungen (in Mexiko) erwiesen sich als wirkungslos. Bald war klar, dass eine Pandemie nicht verhindert werden konnte. Die WHO rief im April die Warnstufe 5 aus, im Juni folgte die Warnstufe 6. Viele Länder neigten zur Überreaktion. Ägypten verfügte sogar die Tötung aller Schweine.
MAI
Neue Influenza I: Im Mai zeigte sich, dass die Letalität der Erkrankung geringer war als befürchtet. Während in den USA die Zahl der Erkrankten stieg, relativierten die mexikanischen Behörden die Zahl der Todesfälle. Eine erste Einschätzung der Centers for Disease Control and Prevention zeigt, dass die meisten Erkrankungen milde verlaufen, eventuell gar nicht bemerkt werden, was die Gegenmaßnahmen zur Ausbreitung der Pandemie natürlich erschwert.
Neue Influenza II: Die WHO überlegt schon früh, ob sie das neue Virus bei der Zusammensetzung des saisonalen Grippeimpfstoffes berücksichtigen soll. Später fällt die Entscheidung, zusätzlich zum konventionellen Impfstoff einen zweiten gegen die Neue Influenza zu entwickeln.
Neue Influenza III: Die einzelnen Länder geben angesichts der drohenden Pandemie großzügige Bestellungen auf. Deutschland entscheidet sich für eine Modifikation des Vogelgrippeimpfstoffs. Um eine ausreichende Produktion sicherzustellen, wird er mit Wirkverstärkern versetzt, was später heftige Debatten zur Verträglichkeit und Sicherheit auslöst. Die USA entschieden sich zur Neuentwicklung eines Impfstoffes. Der Verzicht auf ein Adjuvans wurde dort später für anfängliche Versorgungsengpässe verantwortlich gemacht.
Neue Influenza IV: Die europäische Zulassungsbehörde verlängert vorsorglich das Haltbarkeitsdatum von Oseltamivir. Später stellt sich heraus, dass der Bedarf weit überschätzt wurde.
Neue Influenza V: Britische Forscher fanden heraus, warum sich die Vogelgrippe H5N1 beim Menschen nicht durchsetzten konnte. Die Temperatur in der menschlichen Nase sei für eine Infektion zu niedrig.
JUNI
Impfen: Die Weltgesundheitsorganisation weitet die Empfehlung für eine Impfung gegen Rotaviren auf Entwicklungsländer aus. Die Bill & Melinda Gates Foundation hatte eine finanzielle Förderung signalisiert. Kritiker meinten, für das Geld würde sinnvoller in sanitäre Anlagen und in Mittel zur oralen Rehydrierung investiert.
HIV: Mathematiker der Weltgesundheitsorganisation rechnen vor, dass jährliche HIV-Tests der gesamten Bevölkerung (ab einem Alter von 15 Jahren) die HIV-Inzidenz um den Faktor 20 senken könnten.
Tropenmedizin: In Gabun wird ein neuer Malariaerreger entdeckt. Er infiziert vorerst nur Menschenaffen, aber ein Speziessprung wie bei HIV wird nicht ausgeschlossen.
Arzneimittelsicherheit I: Die europäische Arzneibehörde rät dringend von der Verordnung von Protonenpumpeninhibitoren an Patienten ab, die Clopidogrel erhalten, da es zum Wirkungsverlust von Clopidogrel und damit bei Koronarpatienten zu einer plötzlichen Stentthrombose kommen kann.
Arzneimittelsicherheit II: Die US-Arzneibehörde veröffentlicht vierteljährlich Listen mit Medikamenten, zu denen vermehrt Meldungen über unerwünschte Nebenwirkungen (UAW) eingegangen sind und die deshalb einer Sicherheitsprüfung unterzogen werden.
Kardiologie: Joggen ist zwar gesund, es kann aber ein Vorhofflimmern begünstigen. Das ergab eine prospektive Beobachtungsstudie an Ärzten. Ob Ärztinnen ebenfalls gefährdet sind, müssen weitere Untersuchungen zeigen.
JULI
Herzchirurgie: In London entfernen Chirurgen einem Teenager zehneinhalb Jahre nach einer heterotopen Herztransplantation das zweite Herz wieder. Das erste hatte sich erstaunlicherweise von einer Kardiomyopathie erholt.
Neurologie: Hirnforscher beschreiben den Fall eines Mädchens, das sich nach der Geburt normal entwickelte, obwohl eine Großhirnhälfte fast komplett fehlte.
Onkologie: Experten äußern erneut Zweifel an der Mammografie. Jeder dritte bei der Früherkennung entdeckte Tumor würde unbehandelt nicht zum Tod der Patientin führen, behaupten sie.
Onkologie: Die Bevölkerung ist dagegen vom Nutzen der Krebsfrüherkennung überzeugt. Ihre Möglichkeiten werden einer europaweiten Umfrage zufolge überschätzt. Deutsche Männer und Frauen erwiesen sich als besonders schlecht informiert.
Neue Influenza: Studien zeigen, dass Schwangere bei einer Erkrankung an der Schweinegrippe in besonders hohem Maße gefährdet sind.
Stammzellforschung: Britische Wissenschaftler haben menschliche Spermienzellen im Labor künstlich hergestellt - vorerst zu rein wissenschaftlichen Zwecken, wie es heißt. Nicht nur der DÄ-Blogger zweifelt am Sinn derartiger Forschungen.
Pharmakologie: Die Wirkung von Placebos ist nicht allein eine Frage von Glauben und Überzeugungskraft. Forscher aus Kalifornien können zeigen, dass auch Gene eine Rolle spielen. Sie sind an der Bildung von Neurotransmittern beteiligt.
AUGUST
Stammzellforschung: Über ein weiteres zweifelhaftes Experiment berichten Stammzellforschern aus Oregon. Sie tauschten bei Makaken vor einer künstlichen Befruchtung die mitochondriale DNA der Eizelle aus. Die danach künstlich gezeugten Affenkinder hatten drei biologische Eltern.
HIV: US-Forscher entschlüsseln die räumliche Struktur des HI-Virusgenoms. Sie hoffen auf neue Einsichten in die Pathogenese der Erkrankung.
Orthopädie: In zwei Studien war die Vertebroplastie, eine auch in Deutschland verbreitete minimalinvasiven Behandlung osteoporotischer Wirbelfrakturen, einer Scheinbehandlung nicht überlegen.
Herzchirurgie: In einer erhöhte eine allogene Bluttransfusion das Infektionsrisiko nach Bypass-Operationen.
Onkologie: Frauen sollten sich nach einer Brustkrebsoperation nicht scheuen, ein Fitness-Studio aufzusuchen. Regelmäßiges Hanteltraining förderte in einer Studie die Rückbildung des Lymphödems.
Prävention: Die ausladenden Hüften der US-Bürger haben auch ein Gutes. Die Prävalenz von osteoporotischen Frakturen ist rückläufig.
Drogenmissbrauch: Nicht nur Popstars sollten die Finger von Opiaten lassen. Auch unter US-Studenten ist die missbräuchliche Verwendung von opioidhaltigen Schmerzmitteln verbreitet. Auch ADHS-Mittel wie Ritalin sind begehrt.
SEPTEMBER
HIV: Eine in Thailand durchgeführte Studie bestätigt erstmals einer Impfung eine, wenn auch bescheidene Schutzwirkung vor HIV-Infektionen. Die auf einer Pressekonferenz mitgeteilten Erfolge wurden später relativiert. Ein Durchbruch sei doch nicht erzielt worden.
Neue Influenza I: In Europa werden die ersten Impfstoffe gegen die Neue Influenza zugelassen, nachdem Zwischenergebnisse ihnen eine hohe Immunogenität bei Erwachsenen bescheinigt hatten. In den meisten Tests erwies sich eine Einmaldosis als wirksam. Im Seniorenalter lässt die Wirkung erwartungsgemäß nach.
Neue Influenza II: Die Cochrane Collaboration rät zu häufigem Händewaschen als einer wirksamen Methode sich vor der Neuen Grippe zu schützen. Schutzmasken (auch ohne Feinstaubfilter) und die Isolation von Erkrankten sind ebenfalls effektiv.
Prävention: Epidemiologen rechnen vor, dass ein ungesunder Lebensstil mit Rauchen, arterieller Hypertonie und zu hohen Cholesterinwerte die Lebenserwartung eines 50-Jährigen im Durchschnitt um 9 Jahre senkt. Kommt noch ein Prädiabetes oder Typ-2-Diabetes mellitus, ein schlecht bezahlter Job und Gewichtsprobleme hinzukommen, gehen bis zu 15 Lebensjahre verloren.
Neurologie I: Hirnforscher zeigen, wie das Computerspiel Tetris das Gehirn verändert. Cortex-Areale, die bei dem Spiel besonders herausgefordert werden, können sich vergrößern.
Neurologie II: In einem bemerkenswerten Tierversuch haben Hirnforscher querschnittgelähmten Ratten durch Medikamente, elektrische Impulse und ein mehrwöchiges Training zu Bewegungsmustern der Hinterläufe verholfen, die ein normales Laufen erlaubten.
OKTOBER
Grundlagenforschung: Mit dem Medizinnobelpreis wurden in diesem Jahr Carol Greider, Elizabeth H. Blackburn und Jack W. Szostak für die Entdeckung der Telomerase und die Entschlüsselung seiner Funktion verliehen. Defekte der Telomerase werden in der Medizin als Ursache für eine frühzeitige Alterung diskutiert. Die Anti-Aging-Medizin sieht hier einen Ansatzpunkt zur Steigerung der Lebenserwartung. Aber auch für die Krebstherapie könnten sich Perspektiven ergeben.
Ophthalmologie: Eine Gentherapie kann die Sehleistung von Patienten mit Leberscher kongenitaler Amaurose (LCA) verbessern. Beim jüngsten der zwölf behandelten Patienten wurden die besten Ergebnisse erzielt. Der zuvor weitgehend erblindete Patient konnte nach der Therapie komplexe Parcours ohne Probleme bewältigen. In der Schule benötige er jetzt keine speziellen Hilfen mehr, in der Pause spielt er mit seinen Kameraden Softball.
Onkologie: In Japan hat eine Mutter eine Leukämie auf ihr Ungeborenes übertragen. Es ist der erste von 30 bisher in der Literatur beschriebenen Fällen, der durch sorgfältige genetische Untersuchungen belegt wurde. Normalerweise sollte das Immunsystem des Kindes die Tumorzellen der Mutter eliminieren.
Pädiatrie: Nicht nur ein Folsäuremangel in der Frühschwangerschaft erhöht das Risiko von Neuralrohrdefekten. Die Fehlbildung kann auch durch Medikamente induziert werden, die Wirkung oder Bioverfügbarkeit des Vitamins herabsetzen. Dazu gehören Anti-Epileptika wie Carbamazepin, Phenytoin, Lamotrigin, Primidon, Valproinsäure oder Phenobarbital sowie der Lipidsenker Cholestyramin.
Neurologie: Hirnforscher empfehlen Kindern das Jonglieren zu lernen. Bereits nach sechs Wochen kam es zu einer Vergrößerung der weißen Hirnsubstanz in einer Region des Temporallappens, der für die Koordination zwischen Wahrnehmung und motorischen Bewegungen zuständig ist.
Geriatrie: Senioren sollten sich für die Anschaffung eines internetfähigen Rechners entscheiden, da das Surfen nach den Ergebnisse kalifornischer Hirnforscher die kognitiven Fähigkeiten trainiert.
Hämatologie: Die Romanovs litten an Hämophilie B. Dies zeigte die genetische Untersuchung der Anfang des Jahres identifizierten knöchernen Überreste der russischen Zarenfamilie.
Gynäkologie: Die Effektivität der In-vitro-Fertilisation kann gesteigert werden, wenn die Frauen nach der Behandlung für 15 Minuten auf dem Operationstisch liegen bleiben.
NOVEMBER
Onkologie I: In Europa sterben immer weniger Menschen an Krebs. Vor allem die Mortalität durch tabakinduzierte Malignome ist nach einer Auswertung der Sterberegister aus 34 Ländern zurückgegangen.
Onkologie II: In den USA macht sich eine kritische Bewertung der Mammografie breit. Die US Preventive Services Task Force empfiehlt die Früherkennung statt ab 40 Jahren und jährlich jetzt erst ab 50 Jahren und nur alle zwei Jahre. Andere Fachgesellschaften haben sich dieser Haltung aber nicht angeschlossen.
Neue Influenza: Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMEA) hält bei den meisten Menschen eine einfache Impfung gegen die Neue Influenza für ausreichend, was das durch die geringe Nachfrage bedingte Überangebot weiter erhöht.
Rheumatologie: Die kardialen Risiken des nichtsteroidalen Antiphlogistikums Rofecoxib hätten nach einer Studie bereits mehrere Jahre vor der Rücknahme von Vioxx® bemerkt werden können. Die Autoren fordern eine Reform der Arzneimittelzulassung, um die Sicherheit neu eingeführter Medikamente besser prüfen zu können.
HIV: Die Weltgesundheitsorganisation spricht sich in einer aktuellen Leitlinie für einen früheren Therapiebeginn der HIV-Infektion aus. Dadurch könnten Morbidität und Mortalität der Erkrankung gesenkt werden.
Grundlagenforschung: Eine Mutation im FOXP2-Gen könnte erklären, warum Menschen im Gegensatz zu Schimpansen sprechen können. Es handelt sich um ein Steuergen, das die Aktivität anderer Gene reguliert.
DEZEMBER
Radiologie: Das Strahlenrisiko der Computertomografie (CT) wird häufig unterschätzt. Die Zahl der Untersuchungen hat sich in den letzten 15 Jahren verdreifacht. Experten schätzen, dass CT-Untersuchungen allein in den USA jährlich 29.000 Krebserkrankungen auslösen.
Hämatologie: Deutsche Genforscher entdecken eine neue „Blutgruppe“ und erklären eine seltene aber lebensgefährliche Bluttransfusionsreaktion.
Onkologie: Die häufigen Mammografien bei Frauen mit einem genetisch oder familiär erhöhten Brustkrebsrisiko können selbst zum Ausgangspunkt eines Mammakarzinoms werden, befürchten US-Radiologen.
Geriatrie: Eine randomisierte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die bei vielen Patienten beliebten Ginkgo-biloba-Extrakte den kognitiven Abbau im Alter nicht verhindern können.
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