Vermischtes

Jeder zwölfte Junge ist computerspielsüchtig

  • Donnerstag, 1. Dezember 2016
Uploaded: 01.12.2016 18:11:38 by maybaum
/dpa

Berlin – Jeder zwölfte männliche Heranwachsende in Deutschland ist computerspiel­süch­tig. Das geht aus einer heute in Berlin veröffentlichten Untersuchung der Krankenkasse DAK Gesundheit hervor. Demnach erfüllen 8,4 Prozent der Jungen und jungen Männer im Alter von zwölf bis 25 Jahren die von den Autoren benutzte Definition für eine Abhän­gigkeit. Der Anteil betroffener Mädchen und junger Frauen ist mit 2,9 Prozent viel niedri­ger. Vor allem bei den betroffenen Jungen und jungen Männern verursache die „exzessi­ve Nutzung von Computerspielen massive Probleme", teilte die DAK mit.

Sechs Prozent hätten deshalb „ernsthafte Probleme mit Familie und Freunden“, 19 Pro­zent hätten Streit, 13 Prozent könnten ihr Spielpensum entgegen des Rats anderer nicht senken. Mädchen und junge Frauen berichteten dagegen höchstens halb so häufig über solche Schwierigkeiten.

„Die Zahlen der neuen DAK-Studie sind beunruhigend und zeigen, dass wir das Thema weiterhin sehr ernst nehmen müssen“, erklärte Marlene Mortler (CSU), Drogenbeauftrag­te der Bundesregierung. Computerspiele seien längst „Bestandteil der Alltagskultur“ und nicht jeder Spieler habe Probleme. Die Untersuchung zeige aber, dass insbesondere bei den zwölf- bis 17-jährigen Jungen das Risiko eines möglichen Kontrollverlusts bestehe.

Der an der Studie beteiligte Suchtexperte Rainer Thomasius vom Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) forderte Maßnahmen. „Kinder und Jugendliche bedürfen eines besonderen Schut­zes vor einer unkontrollierten und exzessiven Nutzung von Computerspielen.“ So sollten Suchtkriterien wie „hohe Spielbindung“ bei der Altersfreigabe berücksichtigt werden.

Soziale Kontakte leiden den Ergebnissen der repräsentativen Untersuchung zufolge bei den Befragten häufig. So berichteten 69 Prozent der männlichen 15- bis 17-Jährigen da­von, dass sie Freunde oder Verwandte vernachlässigten, die ihnen früher wichtig waren. 34 Prozent verpassen deshalb gemeinsame Mahlzeiten. 89 Prozent der zwölf- bis 14-jäh­ri­gen Jungen berichten, dass sie wegen des Themas mit ihren Eltern streiten.

Für die Untersuchung mit dem Titel „Game over: Wie abhängig machen Computerspie­le?“ befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa 1.531 Kinder und junge Erwachse­ne. Grundlage für die Suchteinstufung war eine von Wissenschaftlern in den USA ent­wickelte Systematik namens „Internet Gaming Disorder Scale“. Werden mindestens fünf von neun Standardfragen auf einem Fragebogen bejaht, gilt der Befragte als spielsüch­tig.

afp

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