Kaffee schadet vorgeburtlicher Entwicklung bei Mäusen

Marseille –. Koffeinhaltige Getränke galten bisher in Schwangerschaft und Stillzeit als relativ unbedenklich, auch wenn die Fachgesellschaften mit Hinblick auf ein – umstrittenes – Risiko von Frühgeburten den Frauen zur Mäßigung raten. Eine tierexperimentelle Studie in Science Translational Medicine (2013; 5: 197ra104) könnte eine Neubewertung erforderlich machen.
Das Team um Christophe Bernard von der Universität Aix-Marseille hat an Mäusen die Wirkung von Adenosin-Inhibitoren auf die Entwicklung des Gehirns untersucht. Zu diesen Substanzen gehört auch Koffein. In einem Experiment wurden die Muttertiere schon vor der Schwangerschaft an koffeinhaltiges Trinkwasser gewöhnt. Die Dosis entsprach während der Tragezeit der Menge von täglich drei bis vier Bechern Kaffee beim Menschen.
Die intrauterine Hirnentwicklung der Mäuse war daraufhin nachhaltig verlangsamt. Die Forscher beobachteten, dass GABA-erge Neuronen, die während der frühen vorgeburtlichen Entwicklung von der sogenannten ganglionischen Eminenz in Richtung Hippocampus wandern, dort verspätet eintrafen.
Eine Woche nach der Geburt war die Zahl der GABA-ergen Neurone im Hippocampus um 41 Prozent vermindert, berichten die Forscher. Die Tiere holten den Rückstand später zwar teilweise wieder auf. Die pränatal mit den Andenosin-Antagonisten exponierten Mäuse zeigten jedoch eine erhöhte Krampfbereitschaft und als ausgewachsene Tiere wiesen sie kognitive Defizite auf.
Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass von den Ergebnissen an den Mäusen nicht automatisch auf ein Gefährdungspotenzial beim Menschen geschlossen werden kann. Dies könnte beispielsweise in epidemiologischen Studien untersucht werden. Eine denkbare Fragestellung wäre, ob Kinder von Frauen mit einem hohen Koffeinkonsum schlechtere Schulnoten haben.
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