Kampagne soll Früherkennung von Prostatakrebs enttabuisieren

Berlin – Eine neue Kampagne der Urologischen Stiftung Gesundheit (USG) soll Männer über die Früherkennung von Prostatakrebs aufklären. Mit Plakaten, Videos, Social Media Aktionen und einer Website will die USG auf die Vorteile der Früherkennungsuntersuchung aufmerksam machen, informieren und die Teilnahmezahlen steigern.
Für viele Männer scheine die Prostatakrebsfrüherkennung ein Tabuthema zu sein, wie die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) erklärte. Nur 17 Prozent der Männer in der Altersgruppe zwischen 50 bis 54 Jahren und 24,8 Prozent der Männer in der Altersgruppe von 60 bis 64 Jahren würden die Krebsfrüherkennung im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in Anspruch nehmen.
„Wir können die Sterberate senken, doch nur die vermehrte Inanspruchnahme der Früherkennungsuntersuchung rettet Leben“, sagte Axel Merseburger, Pressesprecher der DGU. „Die aktuelle Kampagne soll das Bewusstsein dafür schaffen.“
Der DGU zufolge hält die eigene Einstellung Männer oft von einer Früherkennungsuntersuchung ab. Ignoranz, Überheblichkeit, Scham und Sorge vor einer vermeintlich schmerzhaften Untersuchung führten häufig dazu, dass die Untersuchung nicht wahrgenommen werde.
„Unsere Kampagne hält den Männern sozusagen den Spiegel vor und macht in nachhaltiger Wort-Bild-Sprache deutlich, dass nicht der Krebs das Gefährlichste ist, sondern die Einstellung der Männer“, sagte Christian Wülfing, Mitglied des Medical Boards der USG und Initiator der Kampagne.
Wenn der Krebs früh entdeckt würde, seien die Heilungschancen mit 80 bis 90 Prozent sehr hoch, erklärte der Kampagneninitiator. Die relative 5-Jahres-Überlebensrate liege bei rund 90 Prozent. Die DGU betont, dass die Früherkennung besonders wichtig ist, da das Prostatakarzinom zunächst keine Symptome verursacht.
Am derzeitigen Umfang der Früherkennung kritisiert die DGU allerdings, dass die Blutuntersuchung auf das prostataspezifische Antigen (PSA) derzeit nicht im Leistungsumfang der GKV enthalten ist. Die von der DGU erstellte S3-Leitlinie Prostatakarzinom empfiehlt Männern ab 45 Jahren, die sich für eine Früherkennung entschieden haben, einen PSA-Test.
„Trotz nachgewiesener Effektivität eines organisierten PSA-basierten Screenings zur Senkung der prostatakrebsbedingten Mortalität existiert gegenwärtig in Deutschland kein entsprechendes Programm, das von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird“, sagte DGU-Generalsekretär Maurice Stephan Michel.
Als Fachgesellschaft setzt sich die DGU in den gesundheitspolitischen Gremien dafür ein, dass ein organisiertes, risikoadaptiertes Screening, das auf dem PSA-Test basiert, Gegenstand der Kassenleistungen wird.
Dies ist Michel zufolge notwendig, „damit in Zukunft nicht nur Privatversicherte oder Selbstzahler, sondern alle Männer im Rahmen der Gesetzlichen Krankenversicherung von einer zeitgemäßen Früherkennung des Prostatakarzinoms profitieren“.
Prostatakrebs gilt als zweithäufigste Ursache für einen krebsbedingten Tod bei Männern. Jährlich erkranken in Deutschland rund 70.000 Männer neu an einem Prostatakarzinom, rund 15.000 versterben jährlich daran.
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