Kardiologen wollen Qualitätskriterien für TAVI-Eingriffe erstellen
Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) will im ersten Halbjahr 2014 einen Qualitätskatalog und Zertifizierungskriterien für Krankenhäuser für die Durchführung von minimalinvasiven Aortenklappen-Eingriffen mittels Katheter (TAVI) erstellen. „Dabei streben wir eine Kooperation mit den Herzchirurgen an“, sagte Christian Hamm, Präsident der DGK, bei der Vorstellung der DGK-Empfehlungen in Berlin.
Die Qualitätsmerkmale sollen in den kommenden Monaten detailliert ausgearbeitet werden, sodass eine Zertifizierung sowohl der durchführenden Ärzte als auch von Zentren möglich wird. Die Eckpunkte stehen jedoch bereits: Im Mittelpunkt soll eine routinemäßige Durchführung des TAVI-Eingriffs durch ein eingespieltes Team aus Kardiologen und Herzchirurgen stehen.
Bisher hatten die Herzchirurgen die Zunahme der kathetergestützten Aortenklappenimplantationen kritisch gesehen, bei denen die defekte Aortenklappe über einen Katheter zunächst mit einem Ballon an die Gefäßwand gedrückt und dann eine spezielle biologische Herzklappenprothese implantiert wird. Bemängelt wird von ihnen vor allem, dass derartige Eingriffe teilweise in Kliniken ohne vorhandene herzchirurgische Abteilung durchgeführt und nicht nur sehr alte, multimorbide Patienten therapiert werden.
„Immer mehr Aortenklappen-Patienten profitieren vom kathetergestützten Einsatz einer neuen Herzklappe. Unsere Qualitäts-Offensive soll zur bestmöglichen Prozess- Ergebnisqualität beitragen, um den Einsatz von TAVI für Patienten weiter zu optimieren“, betonte jetzt Hamm. Heute würden TAVI- Eingriffe fast ebenso häufig zum Einsatz kommen wie herkömmliche herzchirurgische Eingriffe am offenen Herzen mit Herz-Lungen-Maschine.
Das Aortenklappenregister (GARY), das TAVI- und herzchirurgische Eingriffe über einen längeren Zeitraum erfasst, zeige, dass bei Patienten mit hohem Risiko die kathetergestützte Intervention zumindest gleichwertig mit dem konventionellen herzchirurgischen Eingriff ist. „TAVI hat jedoch den Vorteil, die schonendere Methode zu sein“, betonte der Kardiologe.
Welche Patienten von welchem Verfahren jedoch individuell am meisten profitierten, sei von der Qualität der Durchführung solcher Eingriffe abhängig. „Für die DGK stehen hier Fragen der Prozess- und Ergebnisqualität im Mittelpunkt, und nicht so sehr Formalkriterien eines Standortes“, erklärte Karl-Heinz Kuck, künftiger Präsident der DGK. „Dazu hat die DGK Qualitätsmerkmale entwickelt.“
Insbesondere legt die DGK darauf Wert, dass die TAVI-Eingriffe durch ein Team aus Kardiologen und Herzchirurgen durchgeführt werden und nicht nur von einer Berufsgruppe allein. Nötig seien ferner ein Hybrid-Operationssaal, in dem sowohl Katheter-Eingriffe als auch herzchirurgische Operationen durchgeführt werden können, sowie eine Intensivstation am Standort, die sich mit Betreuung von TAVI-Patienten auskennt. Das könne eine kardiologische, eine herzchirurgische oder eine anästhesiologische Intensivstation sein. Auch angiologische Expertise sei unverzichtbar.
Den aktuellen Empfehlungen der DGK war das Bestreben vorangegangen, die Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) und der Europäischen Gesellschaft für Herz-Thorax-Chirurgie (EACTS) zu Herzklappenerkrankungen gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) für die spezifische Situation in Deutschland zu adaptieren. Kontrovers diskutiert wurde dabei die Frage, ob nur Standorte mit institutionalisierter und bettenführender Herzchirurgie für TAVI geeignet seien.
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