Vermischtes

Kassen: Bedeutung der elektronischen Patientenakte wird zunehmen

  • Freitag, 25. Juli 2025
/nmann77, stock.adobe.com
/nmann77, stock.adobe.com

Berlin – Sobald relevante Informationen in der elektronischen Patientenakte (ePA) verfügbar sind, wird ihre Bedeutung im Versorgungsalltag deutlich steigen – und damit auch die Motivation der Versicherten, sich einzuloggen und die Akte aktiv zu nutzen. Diese Erwartung äußerte der AOK-Bundesverband auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblatts mit Blick auf die aktuelle Diskussion rund um die Alltagsrelevanz der ePA.

Unter anderem hatte der Hausärztinnen- und Hausärzteverband angesichts der bisher geringen Zahl aktiver ePA-Nutzer vor einer „Bruchlandung“ gewarnt. Verbandschef Markus Beier verwies auf Hürden beim Registrierungsprozess, störanfällige Technik sowie auf eine nach seiner Einschätzung unzureichende Information der Versicherten durch die Krankenkassen.

Die Kritik des Hausärzteverbandes nehme man ernst, so der AOK-Bundesverband. Gleichzeitig sei es aber wichtig, die ePA im Gesamtzusammenhang zu betrachten: Als das bislang größte Digitalisierungsprojekt im deutschen Gesundheitswesen – mit dem Ziel, die Versorgung sicherer, effizienter und transparenter zu machen – sei das Vorhaben komplex und könne nur gelingen, wenn alle Beteiligten, also das Bundesgesundheitsministerium (BMG), die Gematik, die Krankenkassen und die Leistungserbringenden, gemeinsam daran arbeiteten.

Zur kritisierten Informationsarbeit der Krankenkassen hieß es von den AOKen, man habe mehr als 27 Millionen AOK-Versicherte per Brief, in Mitgliedermagazinen, regelmäßig geschulte Ansprechpartner sowie Inhalte auf der Verbandswebsite informiert.

Zudem sollen die Kommunikationsangebote kontinuierlich ausgebaut werden: Geplant sei beispielsweise, ab Herbst eine Content-Kampagne zu starten, um den Start der verpflichtenden ePA-Nutzung durch Leistungserbringer kommunikativ zu begleiten.

Bei den elf AOKs seien aktuell 25,77 Millionen elektronische Patientenakten angelegt. Eine persönliche Gesundheits-ID, die Grundvoraussetzung für den Zugriff auf die ePA ist, wurde bisher von rund 200.000 AOK-Versicherten angelegt.

Die Anzahl der aktiven ePA-Nutzer, gemessen am Zugriff per AOK-App, habe im Juni bei rund 57.000 gelegen – das sind 0,22 Prozent der Versicherten mit einer ePA. Der AOK-Bundesverband äußerte die Hoffnung, dass die verpflichtende Befüllung durch Leistungserbringer ab Oktober 2025 einen Schub auslösen wird.

Mehrwert schon jetzt vorhanden

„Es ist erstaunlich, dass ausgerechnet ein Ärzteverband das Scheitern der ePA herbeiredet, weil es noch nicht allzu viele aktive ePA-Nutzer gibt“, kommentierte Anne-Kathrin Klemm, Vorständin des BKK Dachverbandes, die Kritik des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes.

„Sicher wäre es wünschenswert, wenn alle Versicherten die ePA aktiv nutzen würden. Einen Mehrwert für die Versorgung entwickelt die ePA allerdings schon dadurch, dass sie flächendeckend eingeführt wurde und von den Leistungserbringern befüllt wird.“

Es sei aus Sicht der Betriebskrankenkassen wichtig, dass alle Akteure im Gesundheitswesen Hand in Hand an der Akzeptanz der ePA arbeiten würden, betonte Klemm. Die Vorteile seien offensichtlich und ließen sich häufig einfacher im Patientengespräch erläutern als durch Briefe der Krankenkassen. Eine weitere Informationskampagne sei derzeit nicht geplant – zumal es fraglich sei, ob weitere Schreiben der Krankenkassen die Adressaten in dem gewünschten Maße erreichten.

„Um mehr Versicherte dazu zu bringen, die ePA aktiv zu nutzen, muss die Nutzerfreundlichkeit erhöht werden“, so Klemm weiter. „Dazu muss zuallererst das Identifikationsverfahren vereinfacht werden. Mit der eID-Funktion des Personalausweises steht bereits eine einfache Funktion zur Verfügung. Allerdings sollte der kostenlose PIN-Rücksetzdienst wieder eingeführt werden, damit es auch einfach bleibt, wenn die PIN verloren geht.“

Die BKK-Vorständin plädierte zudem dafür, den Krankenkassen erweiterte Möglichkeiten innerhalb der ePA zu gestatten. Individuelle Angebote an die Versicherten, zum Beispiel die Speicherung und Verarbeitung der Aufzeichnungen von Fitnesstrackern, Empfehlungen zu Impfungen, eine Einnahmeunterstützung bei Medikamenten inklusive Protokollierung oder auch Patiententagebücher, seien derzeit gesetzlich nicht möglich, könnten aber zusätzlichen Nutzen generieren.

Auch vom Verband der Ersatzkassen (vdek) wurde darauf verwiesen, dass die elektronische Patientenakte derzeit schon in der Versorgung angekommen sei. Von Seiten der Ärztinnen und Ärzte höre man, dass gerade die Medikationsliste, die automatisch mit Informationen zu verordneten Arzneimitteln befüllt wird, im Praxisalltag als sehr hilfreich empfunden werde. Hier gebe es wöchentlich zwischen sechs und zehn Millionen Zugriffe.

Man erwarte, dass die Hersteller von Praxisverwaltungssystemen, die bisher noch keine ePA-Module ausgeliefert hätten, dies zügig nachholten. Wenn alle Praxen flächendeckend auf die ePA zugreifen könnten, würden auch die aktiven Nutzerzahlen bei den Versicherten weiter steigen.

Mit Blick auf die vom Hausärztinnen- und Hausärzteverband kritisierte Kommunikationsstrategie betont der vdek, die Mitgliedskassen des Verbandes hätten ihre Versicherten seit Mitte 2024 umfassend über die ePA informiert sowie bei der Nutzung unterstützt und würden das auch weiterhin tun. Neben detaillierten Informationen auf Websites, in Broschüren und über Service-Hotlines spielten auch entsprechend geschulte Kundenberaterinnen und -berater eine Rolle.

aha

Diskutieren Sie mit:

1

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Kommentare (1)

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung