Kassenärzte: Bis zu 30 Millionen SARS-CoV-2-Impfungen in zwei Monaten

Berlin – Mit einer schnellen Durchimpfung der Bevölkerung rechnet der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen. In der Bild-Zeitung übte er heute Kritik am Papier des Deutschen Ethikrats und der Wissenschaftsorganisation Leopoldina über die Verteilung der SARS-CoV-2-Impfstoffe.
„Entscheidend ist, welcher Impfstoff in welcher Menge kommt“, sagte Gassen. Der Impfstoff von Biontech/Pfizer könne aufgrund der Kühlanforderungen von minus 70 Grad nicht in einzelnen Hausarztpraxen verimpft werden. Dafür werde es über die Bundesrepublik verteilt Impfzentren geben, die pro Tag eine hohe fünfstellige Zahl von Menschen impfen können.
Noch schneller ginge es mit einem Impfstoff ohne derartige Kühlanforderungen, so der Kassenärzte-Chef. „Es geht aber sehr viel schneller, wenn wir einen Impfstoff haben, der wie die Grippeimpfung in den Hausarztpraxen geimpft werden kann. Sobald dieser Impfstoff in ausreichender Menge verfügbar ist, können wir große Teile der Bevölkerung in vier bis acht Wochen impfen“, erklärte Gassen.
„Wir haben in Deutschland 110.000 Praxen. Wenn nur die Hälfte davon jeden Tag 10 Menschen impft, haben Sie pro Tag rund 500.000 Impfungen. Wir könnten 20 bis 30 Millionen Menschen in ein bis zwei Monaten durchimpfen.“
Über das Papier des Ethikrats und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina zur Verteilung des Impfstoffs zeigte sich Gassen skeptisch. Es habe die groben Rahmenbedingungen der Impfpriorisierung abgesteckt. Angesichts der zunächst nur in relativ geringen Mengen verfügbaren Impfdosen sei es allerdings nicht wirklich brauchbar, „weil es keine richtige Priorisierung vornimmt“, erklärte Gassen.
„Wenn Sie im Dezember fünf Millionen Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer haben, können Sie damit 2,5 Millionen Menschen impfen“, so Gassen.
Das reiche noch nicht einmal für das ärztliche und pflegerische Personal. Man könne mit dem medizinischen Personal beginnen oder mit hochbetagten Angehörigen der Risikogruppe. „Wir werden aber nicht umhinkommen, eine Reihenfolge festzulegen.“
Die Frage sei: „Mit wem fangen wir an?“ Diese Frage müssten die Ständige Impfkommission oder die Ethikkommission beantworten. „Wir können das nicht erst im Impfzentrum festlegen“, mahnte Gassen.
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