Politik

KBV fordert Belohnungssystem für gute Qualität

  • Donnerstag, 25. Februar 2016

Berlin – Wenn niedergelassene Ärzte seit Jahren messbar gute Qualität erbringen, dann sollten sie auch stärker als bisher dafür belohnt werden. Dafür will sich die Kassen­ärztliche Bundesvereinigung (KBV) künftig verstärkt einsetzen. „Wir wollen eine Diskussion anstoßen, wie wir die hohe Qualität, die in Praxen täglich geleistet wird, besser vergüten können“, erklärte Franziska Diehl, Leiterin des Dezernates Sektorenübergreifende Qualitätssicherungs- und Versorgungskonzepte bei der KBV heute vor Journalisten in Berlin.

Dabei müsse die Belohnung nicht immer monitärer Natur sein, man könne sich auch vorstellen, gute Qualität anderweitig auszuzeichnen. „Es wäre als Signal sehr charmant, wenn es uns gelänge, dass wir sehr gute Versorgungsqualität mit einer Belohnung belegen können, mit der auch andere Ärzte motiviert werden, die Qualitätsstandards regelmäßig zu übertreffen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der KBV, Andreas Gassen. 

In den 17 Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) wird die Versorgungsqualität in 50 Leistungsbereichen sowie bei den Krankheitsbildern, die in einem Disease Management Programm (DMP) versorgt werden, regelmäßig erhoben. Dabei werden pro Jahr rund 14.000 Einzelfallprüfungen der ärztlichen Dokumentation von 145.000 Patienten vorgenommen.

Transparenz der Arbeitsqualität ist Selbstverständlichkeit
Unter den niedergelassenen Ärzten sei die Transparenz ihrer Arbeitsqualität seit Jahren zu einer Selbstverständlichkeit geworden. „Hier müssen wir den Vergleich mit der Versorgungsqualität in Kliniken nicht scheuen. Das kann nur ein Vergleich zwischen Äpfel und Birnen sein“, so Gassen. KBV-Expertin Diehl führte aus, dass bei der Quali­täts­messung in der ambulanten Medizin durch die große Zahl an chronischen Erkrankungen oftmals methodische Probleme entstehen: „Bei vielen chronischen Erkrankungen haben wir keine echten Endpunkte einer Erkrankung. Daher können viele Parameter der Versorgung nicht gemessen werden.“

Derzeit werden zwischen der KBV und dem GKV-Spitzenverband auch im Rahmen von Verhandlungen im Gemeinsamen Bundesausschuss neue methodische Grundlagen zur ambulanten Qualitätsmessung diskutiert. Die KBV will sich laut Diehl dafür einsetzen, dass künftig verstärkt über sektorenübergreifende Konzepte der Qualitätssicherung beraten wird sowie ein Qualitätssicherungsmarker auf der künftigen elektronischen Gesundheitskarte liegt.

Außerdem sollte es nach Ansicht der KBV eine Gesetzesänderung für Selektivverträge geben: In den Vertragstexten fehlten oftmals Regelungen, wie Qualitätsdaten erhoben und der Forschung zur Verfügung gestellt werden. Ähnliches gelte für die privatärztliche Versorgung – auch hier gebe es kaum Daten über die Versorgungsqualität.

Bürokratische Anforderungen dürfen nicht zu hoch sein
Sehr viele Ärzte legten hohe Qualitätsmaßstäbe an ihre eigene Arbeit an. „Diese intrinsische Motivation darf nicht durch falsche Konzepte oder ein Übermaß an Kontrolle wegreguliert werden“, forderte Gassen. Natürlich gehörten Dokumentationspflichten für Niedergelassene dazu, erklärte Gassen. Aber die Zeit, die Ärzte mit der Dokumentation zur Qualitätssicherung benötigen, fehlten oft bei der Versorgung von Patienten. Daher appellierte Gassen an die Kassen, die bürokratischen Anforderungen an die Qualitäts­sicherungen nicht zu hoch zu schrauben.

„Für mich sind die Qualitätsanforderungen wie beispielsweise in einem DMP förderlich: Ich bekomme ein Feedback für meine persönliche Qualität in der Arbeit. Und das kann auch für alle Patienten, die nicht in einem DMP eingeschrieben sind, sehr nützlich sein“, erklärte der Vorsitzende der KV Westfalen-Lippe, Wolfgang-Axel Dryden. Ähnlich wie in Jahresgesprächen mit Mitarbeitern könne jeder Arzt sich so jeweils neue Ziele für die Weiterentwicklung ihrer Arbeit setzen, so Dryden.

In der KV Westfalen-Lippe werde dies zusätzlich in den Qualitätszirkeln gefördert. Hier organisieren und engagieren sich Ärzte seit Jahren und bauen die Qualitätssicherung so Stück für Stück aus. Dort engagieren sich Ärzte ehrenamtlich und freiwillig. Ziel ist, den kollegialen Austausch zu fördern und so auch eine kritische Reflexion und Weiterentwicklung der eigenen Tätigkeit zu erreichen.

bee

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