Medizin

Kein erhöhter THC-Konsum durch Legalisierung medizinischen Marihuanas

  • Montag, 22. Juni 2015

New York – Die Legalisierung medizinischen Marihuanas würde nicht den THC-Miss­brauch unter Jugendlichen erhöhen. Das schließen Forscher der Columbia University um Deborah Hasin aus einer retrospektiven Studie mit mehr als einer Million US-amerikanischen Schülern. Sie veröffentlichten die Ergebnisse in The Lancet Psychiatry (http://dx.doi.org/10.1016/S2215-0366(15)00217-5 ).

In den USA gestatten mittlerweile 23 Staaten die Anwendung medizinischen Marihuanas. Kritiker dieser Politik befürchten jedoch, dass die Legalisierung der medizinischen Präparate die Missbrauchsgefahr erhöht. Besonders kritisch ist dies für jugendliche Konsumenten. THC kann bei ihnen irreversible und schwerwiegende Schädigungen des reifenden Gehirns auslösen. Gedächtnisprobleme, Koordinationsschwierigkeiten und psychische Erkrankungen sind die Folge. Laut den Wissenschaftler ist daher dringend zu klären, ob die Legalisierung den Konsum bei Jugendlichen erhöht.

In Deutschland sind Cannabispräparate zur medizinischen Anwendung nur über eine Ausnahmegenehmigung erhältlich. Bisher wird die Genehmigung jedoch nur selten erteilt.

Die Forscher nutzten Daten, die bei Umfragen zwischen 1991 und 2014 an über 400 US-amerikanischen Highschools erhoben wurden. Teilnehmer waren Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren. Insgesamt konnten sie die Antworten von 1.098.270 Schülern in die Analyse einbeziehen. Sie verglichen den Konsum vor und nach der Legalisierung von medizinischen Marihuana.

Die Arbeitsgruppe stellte zwar fest, dass die Konsumrate in Staaten mit Legalisierung höher war, verglichen mit Staaten in denen Cannabis nie erlaubt war (Prävalenz=15,87 Prozent versus 13,27 Prozent; OR= 1,27, p=0·0057). Trotz dieses Ergebnis zeigte sich in diesen Staaten nach Legalisierung des medizinischen Cannabis aber kein Anstieg des Konsums (Prävalenz= 16,25 Prozent versus 15,45 Prozent, OR=0,92, p=0,185).

Nach Ansicht der Wissenschaftler zeigen diese Daten, dass die medizinische Lega­lisierung von Marihuana nicht den Missbrauch unter Jugendlichen erhöht. Da jedoch in Staaten, welche das Gesetz bewilligt haben, insgesamt mehr konsumiert werde, bleibe unsicher ob in anderen Staaten die Legalisierung ebenfalls ohne negative Folgen bleiben würde. 

hil

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung