Keine Ressourcen in der Notfallversorgung verschwenden
Berlin – Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, hat sich für einen effizienteren Einsatz der Ressourcen bei der Behandlung von Notfallpatienten ausgesprochen. Insofern gehörten die große Krankenhausreform und die Reform der Notfallversorgung zusammen, sagte Reinhardt in der heute veröffentlichten Folge des BÄK-Podcasts „Sprechende Medizin“.
„Dass alle Krankenhäuser in einem Ballungsgebiet zu jeder Zeit ihre Notfallambulanzen rund um die Uhr offenhalten, ist eine Verschwendung“, sagte Reinhardt. Stattdessen könne man darüber nachdenken, eine Art Rotationsprinzip einführen.
Überhaupt sei die Organisation der Notfallversorgung in Deutschland nicht effizient, konstatierte der BÄK-Präsident. Hier würden Ressourcen verschwendet. In diesem Zusammenhang betonte er auch die Verantwortung der Bürgerinnen und Bürger. „Es ist eine Frage der Disziplin und der Rücksichtnahme“, sagte Reinhardt.
Und bei der Inanspruchnahme der stationären Notfallstrukturen habe sich eine gewisse Disziplinlosigkeit breitgemacht. „Wenn mein Erkrankungszustand nicht so ist, dass ich notwendigerweise in einer stationären Einrichtung behandelt werden muss, dann raube ich jemandem, der diese Behandlung nötiger hat, die ärztliche oder pflegerische Zeit, die er braucht, und verzögere die Zuwendung zu diesem Menschen unnötig“, sagte der BÄK-Präsident.
Reinhardt wies darauf hin, dass der frühere Vorsitzende des Bundessozialgerichts (BSG), Ulrich Wenner, im Gespräch mit dem Deutschen Ärzteblatt erklärt habe, dass Patienten keinen Anspruch auf eine abschließende Diagnostik in einer Notfallambulanz hätten, wenn es sich bei ihnen nicht um einen Notfall handle. Der Rechtsprechung des BSG zufolge hätten Patienten nur einen Anspruch auf eine Ersteinschätzung darüber, ob ein Notfall vorliegt oder nicht.
„Die Frage ist: Wie schaffen wir es, die vielen Menschen aus den Notfallambulanzen der Krankenhäuser herauszuhalten, die heute unangemessenerweise dort versorgt werden?“, konstatierte Reinhardt. „Die Antwort ist nicht trivial.“ Denn der Patient könne selbst nicht entscheiden, ob es sich bei ihm um einen echten Notfall handle oder nicht.
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