Keine Teratogenität durch Makrolide laut Studie
Montreal – Der Einsatz von Makroliden und Penicillinen in der Schwangerschaft zeigte in einer groß angelegten Studie mit über 130.000 Schwangeren keinen Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen. Das stellten Wissenschaftler an den Universitäten Oslo und Montreal fest. Die Arbeitsgruppe um Anick Berard veröffentlichte die Ergebnisse in Pharmacoepidemiology and Drug Safety (doi:10.1002/pds.3900).
Vier von zehn Schwangeren nehmen wenigstens einmal Antibiotika ein. Oft ist dies erforderlich, weil Harnwegsinfekte gehäuft während der Schwangerschaft auftreten. Anders als bei Nicht-Schwangeren müssen bei Schwangeren auch die asymptomatischen Bakteriurien antibiotisch behandelt werden. Das erhöhte Risiko für eine Pyelonephritis oder aufsteigende Ammnioninfektionen sind dafür ausschlaggebend. In diesen Fällen können beispielsweise Penicilline zum Einsatz kommen. Sie gelten als gut untersucht und sicher.
Bei Infektionen der Genitalorgane ist jedoch oft der Einsatz von Makroliden erforderlich. Diese sorgen bei Patienten und einigen Ärzten für Skepsis. Laut den Forschern ist unsicher, ob es bei Makrolideinsatz gehäuft zu Fehlbildungen, insbesondere des Herzens, kommt. Einzelne Studien würden hierzu Hinweise geben, jedoch sei oft nicht eindeutig, ob die Antibiotika oder die zu Grunde liegende Infektionen hierfür verantwortlich sind, beispielsweise Chlamydien. Da Makrolide seltener als Penicilline zum Einsatz kommen, ist der Erfahrungsschatz geringer.
135.859 Schwangerschaften der sogenannten Quebec-Schwangeren-Kohorte waren Teil der Untersuchung. Die Wissenschaftler untersuchten, ob der Einsatz von Azithromycin, Erythromycin, Clarithromycin und Penicillinen im ersten Trimenon einen Einfluss auf die Fehlbildungsrate bei Neugeborenen hatte. Einen besonderen Schwerpunkt in der Analyse legten sie auf das Auftreten von Herzfehlern.
9.106 Probandinnen nahmen im ersten Trimenon Penicilline, 916 Azithromycin, 734 Erythromycin und 686 Clarithromycin ein. Unter Adjustierung von Risikofaktoren beobachteten die Forscher für keines der Antibiotika eine statistisch signifikant erhöhte Fehlbildungsrate. Auch für die Ausbildung von Herzfehlern bestand für Makrolide kein größeres Risiko, verglichen mit Schwangeren, die keine Antibiotika eingenommen hatten.
Die Ergebnisse sprechen nach Ansicht der Forscher dafür, dass der Einsatz von Makroliden bei korrekter Indikation sicher ist. Dennoch müsse dieser Zusammenhang weiterhin gut untersucht werden, um einen größeren Erfahrungsschatz mit Makroliden zu gewinnen.
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