Vermischtes

Keine unerkannten Infektionsfälle mit dem Bornavirus

  • Dienstag, 29. November 2022
Die undatierte Aufnahme zeigt einen Anitkörpernachweis zum Bornavirus im Gewebe. /picture alliance, Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Die undatierte Aufnahme zeigt einen Anitkörpernachweis zum Bornavirus im Gewebe./ picture alliance, Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin

München – Infektionen mit dem Bornavirus sind selten – bleiben aber mit ihrem schweren und meist tödli­chen Verlauf nicht unerkannt. Darauf deutet eine Untersuchung im von Todesfällen betroffenen oberbayeri­schen Maitenbeth im Landkreis Mühldorf a. Inn hin.

Dort wurden nach mehreren Fällen in der Region Hunderte Menschen auf Antikörper untersucht, jedoch gab es keine Hinweise auf unentdeckte Infektionen. Das Landratsamt und das Bayerische Landesamt für Gesund­heit und Lebensmittelsicherheit (LGL) stellten heute die Ergebnisse vor.

Diese deuteten darauf hin, dass es keine – oder nur sehr selten – eine andere klinische Verlaufsform gebe als die bekannte, meist tödliche Gehirnentzündung. In der Region waren in den vergangenen Jahren drei Men­schen an dem Virus erkrankt, alle drei starben.

Das LGL hatte – unterstützt vom Gesundheitsamt Mühldorf a. Inn – die Studie initiiert. Dabei hatten sich in Maitenbeth 679 Bürger – 41 Prozent der Einwohner – auf freiwilliger Basis testen lassen.

In keiner der Blutproben seien Antikörper gegen das Virus nachgewiesen worden, was ein Hinweis auf über­stan­dene Infektionen mit dem Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) gewesen wäre, hieß es. Auch alle Nasenabstri­che seien negativ gewesen. „Es ist vor allem eine beruhigende Nachricht, dass in keiner Blutprobe Antikörper gegen das Virus nachgewiesen wurden“, sagte Landrat Max Heimerl (CSU).

Dagegen wurde das Virus wie erwartet bei Feldspitzmäusen nachgewiesen, die den Erreger übertragen. Das LGL rief zur Vorsicht im Umgang mit diesen Tieren und deren Ausscheidungen auf. Lebende oder tote Tiere sollten nicht mit bloßen Händen berührt werden.

Im Rahmen der Studie wurden auch 157 tote Spitzmäuse verschiedener Arten untersucht. Darunter waren 16 Feldspitzmäuse. Nur bei dieser Art wurde das Virus gefunden, und zwar bei sechs Tieren. Bürger hatten gehol­fen, tote oder von Katzen gefangene Mäuse zu sammeln. Zudem waren knapp 40 Umweltproben an verschie­denen Stellen in Maitenbeth genommen worden, etwa Erde oder Material aus Mäuselöchern.

Die Forschung zu Bornavirusinfektionen soll weiter vorangetrieben werden. Das bayerische Gesundheits­mi­nis­terium hat laut Landratsamt die Fortführung der Studien 2023 und 2024 zugesagt. „Ein wichtiger Schritt ist gemacht. Nun gilt es, weitere Erkenntnisse über das Virus zu gewinnen“, sagte Heimerl.

Die Forschung steht noch am Anfang. Der Erreger ist bei Tieren seit langem bekannt. Aber erst seit 2018 ist nachgewiesen, dass BoDV-1 auch auf den Menschen übertragbar ist und dabei meist tödliche Gehirnentzün­dungen verursacht.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) geht davon aus, dass es jährlich zwei bis sechs Erkrankungen in Deutschland gibt. Um eine bessere Datenlage zum Vorkommen der Infektion beim Menschen zu schaffen, trat zum 1. März 2020 eine Meldepflicht in Kraft.

dpa

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