Ärzteschaft

Keine vorbeugende Antibiotikagabe bei Zeckenstich

  • Donnerstag, 8. August 2024
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Berlin – Bei einem Zeckenstich sollten die Betreffenden nach der Entfernung der Zecke das Hautareal sechs Wochen beobachten. Ohne weitere Symptome ist in dieser Zeit eine Antibiotikagabe nicht indiziert. Darauf hat die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) aufmerksam gemacht.

Die DGG betonte aber zugleich, wenn das typische Symptom Wanderröte (Erythema migrans) in der Umge­bung des Zeckenstiches auftrete, sollten Ärzte auch ohne Blutuntersuchung oder bei noch fehlendem Anti­körpernach­weis im Blut eine Antibiotikabehandlung vorzugsweise mit Doxycyclin oder mit Amoxicillin an­setzen.

Doxycyclin sollte bei Kindern erst ab dem neunten Lebensjahr gegeben werden, so die Fachgesellschaft. Sie verweist dazu auf die im vergangenen Jahr erschienene Leitlinie „Kutane Lyme Borreliose“.

Die Lyme Borreliose ist eine entzündliche Multisystemerkrankung, deren Erreger – Borrelia burgdorferi – durch Zecken übertragen wird. Bisher publizierte Daten in Deutschland lassen laut DDG auf 60.000 bis etwa 200.000 Erkrankungen pro Jahr schließen.

Borrelien sind Bakterien, die während des Saugaktes der Zecke in die Stichwunde wandern. „Entweder werden die Borrelien sofort durch das körpereigene Immunsystem abgetötet, oder es kommt zu einer lokalen Infekti­on“, erläuterte Heidelore Hofmann, Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein.

Typischerweise komme es dann drei bis 30 Tage nach dem Zeckenstich zur primären Manifestationsform der Lyme Borreliose, dem Erythema migrans. „Es ist wichtig, die Einstichstelle bis zu sechs Wochen zu beobachten und die Hautmanifestation richtig zu deuten“, so Hofmann.

Der Durchmesser des Erythems betrage mindestens fünf Zentimeter. Es sei randbetont, nicht erhaben, nicht überwärmt und breite sich zentrifugal um den Zeckenstich herum aus. Im Zentrum des Erythems sei die Zeckeneinstichstelle sichtbar.

„Es gibt allerdings auch ein atypisches Erythema migrans, das all diese Anzeichen nicht hat. Selbst Ärztinnen und Ärzte können es mitunter schwer deuten. Daher sollten diese Patientinnen und Patienten in die derma­tologische Praxis überwiesen werden“, so Hofmann.

Wenn sich die Borrelien im Körper ausbreiten, können sie laut der Fachgesellschaft verschiedene Organe befallen. Vor allem die Haut, die Gelenke sowie das Nervensystem seien betroffen. Auch nach Monaten bis zu Jahren nach der Infektion können Spätmanifestationen auftreten.

„Serologische Untersuchungen auf Borreliose, also das Aufspüren von Antikörpern im Blutserum, sollen nur bei begründetem klinischem Verdacht veranlasst werden“, erläutert Volker Fingerle, Leiter des Nationalen Referenzzentrums für Borrelien am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und Koordinator der Leitlinie.

Es müssten immer die klinischen Befunde und subjektiven Beschwerden der Patientin oder des Patienten mitberücksichtigt werden.

hil

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