Medizin

Kernspin: Alzheimer-Gehirn schrumpft frühzeitig

  • Donnerstag, 14. April 2011

Boston – Minimale Volumenverminderungen in Cortexarealen, die typischerweise vom Morbus Alzheimer befallen werden, könnten der bisher früheste Hinweis auf die Erkrankung sein. Erste Veränderungen waren in einer Studie in Neurology (2011, doi: 10.1212/WNL.0b013e3182166e96) bereits ein Jahrzehnt vor der Diagnose erkennbar.

Die Gruppe um Bradford Dickerson vom Massachusetts Alzheimer's Disease Research Center in Boston sucht seit Jahren nach den Signaturen der Alzheimerdemenz in bildgebenden Verfahren. Mit zunehmender Leistung der Geräte steigen seine Chancen, für die Erkrankung charakteristische Veränderungen zu finden.

Bislang ist eine sichere Diagnose des Morbus Alzheimer erst postmortal möglich. Auch Veränderungen im Liquor, in den Bestandteile der Plaques übertreten, erlauben allenfalls im weit fortgeschrittenen Stadium eine Diagnose.

Umso erstaunlicher sind die jetzt vorgestellten Ergebnisse an zwei Kohorten. In beiden Gruppen waren die Teilnehmer zu Beginn der Studie, als die kernspintomographischen Aufnahmen gemacht wurden, noch frei von kognitiven Störungen. In der ersten Kohorte erkrankten 8 von 33 Teilnehmern im Verlauf von 11 Jahren am Morbus Alzheimer. In der zweiten Kohorte wurde die Diagnose bei sieben von 32 Teilnehmern nach durchschnittlich 7 Jahren gestellt.
 

Dickerson hat jetzt die originalen kernspintomographischen Aufnahmen erneut ausgewertet. Dabei ist er auf eine Volumenreduktion in den Regionen des Cortex gestoßen, die typischerweise als erste von der Erkrankung befallen werden. Dazu gehört beispielsweise der Hippokampus.

Die Abweichungen sind allerdings minimal. Sie liegen im Bereich von 0,2 Millimeter, scheinen aber für die Erkrankung spezifisch zu sein. Denn von 11 Patienten mit dieser Signatur erkrankten 55 Prozent an einer Demenz, während von den 9 Teilnehmern mit dem größten Volumen in diesem Bereich kein Patient erkrankte.

Dickerson ermittelt eine Hazard Ratio von 3,4 für die minimale kortikale Atrophie. Erstaunlich ist die lange Latenzzeit von einem Jahrzehnt. Ob oder vielleicht besser wann eine sichere Frühdiagnose des Morbus Alzheimer mit der Kernspintomografie möglich sein wird, ist unklar. Im nächsten Schritt müssten die Ergebnisse von anderen Zentren bestätigt werden.

rme

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