Kinder mit ADHS haben verändertes Zeitempfinden
Frankfurt – Kinder und Jugendliche, die unter dem Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) leiden, haben offenbar eine veränderte Wahrnehmung der Zeit. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie der Frankfurter Goethe-Universität, des LVR-Klinikums Düsseldorf sowie des Viktoriastiftes Bad Kreuznach. Demnach empfinden Kinder mit ADHS gleich lange Zeitabschnitte als wesentlich länger als andere Kinder.
Aufgrund der beteiligten Hirnstrukturen hatten Wissenschaftler bereits vermutet, dass ADHS-Patienten Zeit anders verarbeiten. Die jetzt in der Online-Ausgabe des wissenschaftlichen Magazins Journal of Attention Disorders veröffentlichte Studie liefert dafür nun den Beleg.
Im Rahmen der Untersuchung lernten 31 Kinder mit ADHS und 29 Kinder ohne Störung zunächst, ein auf dem Computerbildschirm für kurze Dauer gezeigtes Kreissymbol von einem für längere Dauer gezeigten gleich aussehenden Symbol zu unterschieden. In anschließenden Tests bewerteten sie für eine größere Serie von Zeitspannen, ob diese „kurz“ oder „lang“ waren.
Dieselben Zeitspannen wurden von Kindern mit ADHS sehr viel häufiger als lang wahrgenommen. Außerdem taten sich ADHS-Kinder schwerer, sich auf die neue Situation einzustellen, wenn die getesteten Zeitspannen insgesamt verlängert oder verkürzt wurden.
Die publizierten Befunde werfen ein neues Licht auf die Gründe für Impulsivität und mangelnde Konzentration bei ADHS, der am häufigsten diagnostizierten Störung bei Kindern und Jugendlichen. „Ein optimiertes Zeitmanagement, zum Beispiel durch Strukturierung komplexer Aufgaben in Teilaufgaben, dürfte ein wesentlicher Ansatzpunkt sein, um mit ADHS einhergehende Probleme im Schulunterricht und anderen Lebensbereichen in den Griff zu bekommen“, so der Frankfurter Wissenschaftler Helmut Prior.
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