Ärzteschaft

Kinder- und Jugendärzte sehen Impfungen an Schulen kritisch

  • Donnerstag, 19. August 2021
/picture alliance, Flashpic, Jens Krick
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Berlin – Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hat die Pläne mehrerer Bundesländer kritisiert, Kinder und Jugendliche an und im Umfeld von Schulen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 zu impfen.

„Die Jugendlichen stehen in den Schulen sehr stark unter Gruppenzwang, so dass eine freie und unab­hängige Entscheidung schwierig wird“, sagte der Bundessprecher des Verbandes, der Kinderarzt Jakob Maske, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) heute.

Maske riet stattdessen zur Impfung in den Praxen. „Das Impfen beim eigenen Kinder- und Jugendarzt hat den Vorteil, dass der Arzt die Familie und das Umfeld gut kennt und die Eltern besser beraten kann, ob die Impfung für die Familie sinnvoll ist oder nicht.“

Nach der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) zur Coronaimpfung von Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren sind in mehreren Bundesländern spezielle Impfaktionen für diese Alters­gruppe angelaufen oder in Planung.

So werden etwa mobile Impfteams an Schulen geschickt, zudem sind „Fami­lienimpftage“ in Impfzentren, Freizeiteinrichtungen oder Tierparks geplant, und es werden spezielle Impfstraßen für Kinder und Jugendliche in Impfzentren eingerichtet.

Der Deutsche Lehrerverband begrüßte hingegen die Pläne, Impfungen an Schulen durchzuführen. „Alles, was die Sicherheit an Schulen schnell erhöht, ist gut“, sagte Verbandschef Heinz-Peter Meidinger dem RND.

„Es ist völlig klar, dass eine hohe Impfquote der Schülerinnen und Schüler der wohl wichtigste Baustein für mehr Gesundheitsschutz an Schulen in der Pandemie und damit letztendlich für eine baldige Rück­kehr zur Normalität im Schulbetrieb ist.“

Die Befürchtung, dass Konflikte in die Schulen hineingetragen und ein Gruppendruck auf nicht impf­willige Schüler beziehungsweise deren Eltern ausgeübt werden könnte, teilt er nach eigenen Worten nicht. Es gebe Möglichkeiten, Impfungen so zu organisieren, dass der Schulbetrieb kaum tangiert und die notwendige Anonymität und Freiwilligkeit absolut gewahrt werde, sagte Meidinger.

Nach dem Votum der STIKO für eine Impfung gegen COVID-19 bei allen Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren war die Nachfrage bundesweit sprunghaft angestiegen. Engpässe sind nach Angaben des BVKJ nicht zu erwarten. Wegen der Nachbestellungen in den Praxen könnten Impftermine im Moment aber manchmal bis zu zwei Wochen dauern.

Neben den Kinder- und Jugendärzten böten unter anderem auch viele Hausärzte Impftermine für Kinder und Teenager an, sagte Maske. Er appellierte auch dringend an alle Eltern, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen. Ihr Erkrankungsrisiko sei deutlich höher als das ihrer Kinder, wenn Infektionen zum Beispiel aus der Schule nach Hause gelangten, betonte Maske.

Nach STIKO-Angaben gibt es rund 4,5 Millionen 12- bis 17-Jährige in Deutschland. Nach Berechnungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist rund ein Viertel von ihnen bereits mindestens einmal gegen Corona geimpft. Ab zwölf Jahren zugelassen sind die Impfstoffe von Biontech und Moderna. Wie hoch die Impf­quote bei der bisher jüngsten Altersgruppe werden wird, können die Kinder- und Jugendärzte noch nicht prognos­tizieren.

dpa

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