Medizin

Kinder von Rauchern sind häufiger krank

  • Montag, 20. August 2012
Uploaded: 20.08.2012 19:21:40 by mis
dpa

Philadelphia – Passivrauch ist für Kinder auch deswegen schädlich, weil es die Husten­reflexe abschwächt. Folglich leiden Kinder von Rauchern häufiger an Lungener­kran­kungen, da sie gefährliche Pathogene schlechter abwehren können. Das haben Wissen­schaftler des Monell Centers in Philadelphia herausgefunden und in der aktuellen Aus­gabe des Fachjournals Tobacco and Nicotine Research (doi: 10.1093/ntr/nts198) publiziert.

Wie die Forscher berichten, beobachten Ärzte schon länger, dass Kinder, deren Eltern oder ein Elternteil rauchen, häufiger krank sind. Sie leiden dabei oft an Infektionen wie Pneumonie oder Bronchitis. Ebenso greifen sie im Jugendalter signifikant häufiger zur Zigarette als ihre Altersgenossen aus nicht rauchenden Elternhäusern und sind somit langfristig einem höheren Krankheitsrisiko ausgesetzt.

Die Autoren aus Philadelphia unter der Leitung von Paul Wise wollten aber den genauen Mechanismus klären, der hinter diesen Beobachtungen steckt. Sie wussten, dass der Hustenreflex erwachsener Raucher abgeschwächt ist und wollten überprüfen, ob dieser bei passiv rauchenden Kindern für die häufigeren Infektionsraten verantwortlich ist.

Dazu ließen sie ihre Probanden im Alter zwischen zehn und 17 Jahren über ein spezielles Inhaliergerät Capsaicin einatmen. Dies ist der Stoff in Chili-Schoten, der einen Husten­reflex auslöst. Dabei erhöhten die Forscher die Dosis des Capsaicins so lange, bis die Kinder zweimal gehustet hatten und notierten sich anschließend die individuelle Schwellen­dosis, die für ein zweimaliges Husten ausreichte. Von den Kindern kam die einen Hälfte aus einem Haushalt, in dem geraucht wurde, während die andere Hälfte bei nicht rauchenden Eltern lebte. Auch mit den Eltern führten die Autoren ihre Tests durch.

Es stellte sich heraus, dass die passiv rauchenden Kinder im Vergleich zu den nicht exponierten Altersgenossen eine doppelt so hohe Dosis Capsaicin benötigten, um zweimal zu husten. Damit lag ihre Schwellendosis in einem ähnlichen Verhältnis wie bei ihren rauchenden Eltern.

Die Forscher meinen, ein wenig sensibler Hustenreiz könnte Kinder rauchender Eltern daran hindern, Pathogene aus der Umwelt abzuwehren, womit sich ihr Risiko für eine Lungenerkrankung erhöht. Außerdem verdeutliche die Studie, dass ein passiv rauchendes Kind auch dann gefährdet ist, wenn es nicht hustet, also den Eltern gesund erscheint.

hil

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung