Kinderärzte befürchten Versorgungslücken in Land- und Flächenkreisen

Berlin – Kinderärzte sehen die Versorgung junger Patienten in ländlichen Gebieten künftig gefährdet. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ). Die DAKJ plädiert deshalb dafür, kinderärztliche Versorgungsstrukturen in ländlichen Gebieten neu zu strukturieren.
Der Anteil unter 18-jähriger Patienten wird bis 2020 voraussichtlich um rund acht Prozent sinken. Trotzdem rechnet die Akademie damit, dass der Betreuungsaufwand für diese Altersgruppe ansteigen wird. Ursache dafür seien unter anderem der Anstieg chronisch und psychisch kranker Kinder, die sich verschärfenden sozialen Problemlagen in vielen Familien sowie der geplante Ausbau präventiver Angebote.
Nicht zuletzt aufgrund des demografischen Wandels, seien Kinderärzte außerhalb von Ballungszentren jedoch bereits heute Mangelware: „Für einen Arztbesuch mit ihren Kindern müssen Eltern vereinzelt Strecken von 50 bis 70 Kilometern zurücklegen", verwies Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Diese Tendenz werde sich zukünftig weiter verstärken.
„Noch hat die Politik nicht begriffen, was sie tun muss, um die Versorgung in der Fläche sicherzustellen“, so der Verbandschef. Die DAKJ dagegen zeigt in ihrem Zukunftsszenario mögliche Lösungen auf: Sie plädiert in Flächenkreisen für mehr interdisziplinäre Versorgungsformen und Gemeinschaftspraxen. Gerade der medizinische Nachwuchs scheue eine Niederlassung in einer Einzelpraxis auf dem Land und würde stattdessen lieber in einem Medizinischen Versorgungszentrum als angestellter Arzt arbeiten, resümierte Hartmann.
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