Kinderärzte in Belgien für Sterbehilfe bei Minderjährigen
Brüssel – In einem offenen Brief in zwei großen Tageszeitungen in Belgien haben 16 Kinderärzte die Legalisierung der Sterbehilfe für Kinder gefordert. "Warum sollte man die Minderjährigen von dieser letzten Möglichkeit ausschließen?", schrieben die Mediziner in dem flämischen Blatt De Morgen und der französischsprachigen Zeitung Le Soir vom Mittwoch. Sie schalteten sich damit in die Debatte um die Ausweitung der Sterbehilfe auf Minderjährige und Demenzkranke im belgischen Parlament ein.
Die Entscheidung, dem Leben ein Ende zu setzen, könne nur als letzte Möglichkeit in Frage kommen, diese Möglichkeit müsse aber auch Minderjährigen offen stehen, argumentieren die Mediziner, von denen einige in katholischen Krankenhäusern arbeiten. Die Ärzte hoben die große Reife hervor, die sie bei minderjährigen Patienten angesichts schwerer Krankheit und bevorstehendem Tod beobachtet hätten. Die jungen Kranken „sind manchmal fähiger als gesunde Erwachsene, über das Leben nachzudenken und sich zu äußern“, heißt es in dem offenen Brief.
Dagegen bekräftigten religiöse Verbände ihre Ablehnung der Gesetzespläne. „Wir sind in Sorge angesichts der Gefahr einer zunehmenden Banalisierung einer so ernsten Sache“, schrieben Vertreter von Katholiken, Protestanten, Christlich-Orthodoxen, Juden und Muslime in einer gemeinsamen Erklärung. Die Sterbehilfe für Minderjährige verkenne radikal „ihren Stand als menschliche Wesen“, hieß es darin weiter.
Eine Ausweitung der legalen Möglichkeiten der Sterbehilfe wird seit einiger Zeit im belgischen Parlament beraten. Das Land hat auf diesem Feld schon jetzt eine liberale Gesetzgebung. Allerdings ist Sterbehilfe derzeit grundsätzlich nur für Erwachsene zugelassen. Vergangenes Jahr wurden mehr als 1.400 Fälle registriert. In Parlamentsanhörungen haben Experten ausgesagt, dass außerhalb des gesetzlichen Rahmens auch jetzt schon Minderjährigen Sterbehilfe gewährt werde.
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