Kinderärzte wollen nächtliche Hilfe-Hotline für überforderte Eltern

Düsseldorf/Köln – Kinderärzte haben sich für eine nächtliche Hotline in Düsseldorf für Eltern, die beim Umgang mit ihren Kindern überfordert sind, ausgesprochen.
Hinter der Forderung stehen Josef Kahl, Obmann der Düsseldorfer Kinder- und Jugendärzte und Sprecher der Stiftung Kind und Jugend, und Wilfried Kratzsch, Vorsitzender der Stiftung Deutsches Forum Kinderzukunft.
„Gewalt und Vernachlässigung von Kindern in Familien sind oft Symptom von Überforderung. Überforderung tritt oft akut auf, vor allem in den Abendstunden und in der ersten Nachthälfte. Dann brauchen Eltern schnelle Hilfe“, sagte Kahl. Dies könnten speziell ausgebildete Kräfte am Telefon leisten.
„Sie würde den ratsuchenden Eltern über die akute Hilfe hinaus auch Tipps geben, wo sie sich regelmäßige Hilfe holen können, um Gewalt und anderen Fehlentwicklungen vorzubeugen“, empfiehlt der Pädiater.
Kratzsch weist auf die besonderen Belastungen von Eltern in der Coronapandemie hin. „Die dadurch entstehenden Krisen halten sich nicht an Praxis- oder Bürozeiten. Alle Eltern wollen gute Eltern sein, aber unter Stress ist es schwer, die Kontrolle über das eigene Handeln zu wahren“, sagte er.
In Städten wie Nürnberg oder Essen gibt es laut den beiden seit über zehn Jahren Hilfe-Hotlines für Eltern in den Abend- und Nachtstunden. Die Kinder- und Jugendärzte haben ihr Anliegen bereits Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) schriftlich dargelegt.
„Der Oberbürgermeister hat selbst in einem Interview mit einer Zeitung gesagt, dass in Coronazeiten die Gefahr für Kinder, Opfer elterlicher Gewalt zu werden, wächst. Wir erwarten daher, dass der Oberbürgermeister seinen Erkenntnissen nun auch Taten folgen lässt und veranlasst, dass die Stadt endlich die Hilfe-Hotline einrichtet“, so Kahl.
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