Politik

Kinderschutzambulanzen gehen auch in Brandenburg an den Start

  • Mittwoch, 3. Dezember 2025
/picture alliance, Annette Riedl
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Potsdam – Das Land Brandenburg erhält im kommenden Jahr erstmals medizinische Kinderschutzambulanzen (KIA). Sie sollen am Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikum sowie an den Krankenhäusern in Eberswalde, Lauchhammer und Neuruppin entstehen. Ein weiterer Standort in Cottbus ist in Planung.

Die Ambulanzen sollen als interdisziplinäre Anlaufstelle für Verdachtsfälle von Misshandlung, Missbrauch oder Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen dienen. Standardisierte medizinische Untersuchungen sollen dort ebenso möglich sein wie eine enge, qualifizierte Abstimmung zwischen Medizin, Jugendhilfe und weiteren Institutionen.

„Kinderschutzambulanzen sind ein unverzichtbarer Baustein für eine wirksame und vernetzte Hilfe im Kinderschutz“, sagte die Brandenburger Kinder- und Jugendschutzbeauftragte Katrin Krumrey, die die Schirmherrschaft über das Projekt übernommen hat.

„Wir sehen in unserer Klinik täglich, wie wichtig klar strukturierte, fachlich unabhängige und interdisziplinäre Anlaufstellen im Kinderschutz sind“, sagte die ärztliche Direktorin der Kinder- und Jugendklinik Potsdam Petra Degenhardt, die zu den ersten Standorten einer KIA gehören wird.

„Die geplante Eröffnung der KIA Potsdam ist ein großer Schritt, um gefährdete Kinder und Jugendliche schneller zu schützen und die Zusammenarbeit aller beteiligten Instanzen zu stärken.“ Brandenburg ist bislang das einzige Bundesland ohne eine Kinderschutzambulanz.

Brandenburgs Gesundheitsministerin Britta Müller (BSW) und Jugendminister Steffen Freiberg (SPD) kündigten gestern deswegen eine Anschubfinanzierung in Höhe von 125.000 Euro aus Lottomitteln an. Ab 2027 soll die Finanzierung der Ambulanzen über den Landeshaushalt erfolgen.

„Brandenburg braucht dringend spezialisierte, ambulante Anlaufstellen für Kinder, die Gewalt, Misshandlung oder Vernachlässigung erfahren haben“, sagte Müller. „Wenn etwa Sportvereine, Kitaerzieherinnen oder Lehrkräfte Anzeichen von Misshandlung oder Vernachlässigung bei Minderjährigen erkennen, aber unsicher sind, können Kinderschutzambulanzen unterstützen.“

Auch der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Potsdamer Landtag, Björn Lüttmann, begrüßte die Pläne. „Kinderschutzambulanzen litten immer unter ungeklärten Zuständigkeiten“, sagte Lüttmann. Dies habe damit zusammengehangen, dass es sich dabei um Angebote der Jugendhilfe gehandelt habe, für die die Kommunen zuständig seien. „Wir haben den festen Vorsatz, dass das Land hier die Ambulanzen unterstützt.“

In seinem Heimatlandkreis Oberhavel seien betroffene Kinder bislang nach Berlin überwiesen worden, während der Landkreis die dabei anfallenden Kosten trug.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der BSW-Fraktion, Falk Peschel, nannte es eine „Herzensangelegenheit“ seiner Fraktion, dass Anfang 2026 die ersten vier Kinderschutzambulanzen in Brandenburg starten könnten. CDU-Fraktionschef Jan Redmann nannte die Ambulanzen einen wichtigen Schritt. „Sehr häufig werden Verletzungen, die aus körperlichen Misshandlungen herrühren, bei Kindern nicht rechtzeitig erkannt“, so Redmann.

Gebraucht würden aber auch „Childhood-Häuser“, in denen Kinder, bei denen entsprechende Verletzungen festgestellt wurden, schnell in Kontakt mit Ermittlungsbehörden kommen könnten. Als Vorbild nannte Redmann entsprechende Einrichtungen in Schweden: Dort könnten alle Behörden mit Kindern in kindgerechter Umgebung in Kontakt kommen und Ermittlungen starten. „Daran fehlt es bislang vollständig in Brandenburg.“

benl

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