Medizin

Klimakrise: Steigende Temperaturen in den USA fördern Zuckerkonsum

  • Dienstag, 9. September 2025
/juniart, stock.adobe.com
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Cardiff – Höhere Außentemperaturen gehen in den USA mit einem steigenden Konsum von zugesetztem Zucker einher – vor allem in Form von Limonaden, Säften und Speiseeis. Das zeigt eine in Nature Climate Change veröffentlichte Studie, für die Daten von mehr als 40.000 US-Haushalten aus den Jahren 2004 bis 2019 ausgewertet wurden (2025; DOI: 10.1038/s41558-025-02398-8). Die Ergebnisse legen nahe, dass die Klimakrise auch eher unerwartete gesundheitliche Folgen haben könnte.

Wie die Analyse des internationalen Teams um Pan He von der britischen Cardiff University zeigt, stieg die Aufnahme von zugesetztem Zucker bei Temperaturen zwischen 12 und 30 °C im Durchschnitt um 0,7 g pro Person und Tag je zusätzlichem °C. Getrieben wurde dieser Effekt vor allem durch den vermehrten Konsum von zuckerhaltigen Getränken und gefrorenen Desserts.

Bei Temperaturen über 30 °C flachte der Anstieg ab – wobei dieser Bereich in den Daten nur selten vorkam und daher weniger aussagekräftig ist. Besonders ausgeprägt war die Zunahme bei sozioökonomisch benachteiligten Gruppen, etwa Haushalten mit geringerem Einkommen oder niedrigerem Bildungsniveau.

Ernährungsanpassungen an den Klimawandel

Für das Jahr 2095 prognostizieren die Forschenden bei einem Temperaturanstieg um 5 °C eine Zunahme des Zuckerkonsums um durchschnittlich knapp 3 g pro Person und Tag – mit noch höheren Werten in vulnerablen Gruppen. Der Grund: den Forschenden zufolge wird es künftig deutlich mehr Tage im Bereich zwischen 12 und 30 °C geben, also genau in dem Temperaturfenster, in dem der Effekt am stärksten ausgeprägt ist.

Die Autorinnen und Autoren betonen: „Unsere Ergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit, Gesundheitsrisiken durch übermäßigen Konsum von zugesetztem Zucker zu mindern und Ernährungsanpassungen an den Klimawandel zu untersuchen.“

Das Forschungsteam weist allerdings auch auf Limitationen hin: Die Daten basierten ausschließlich auf Lebensmitteleinkäufen im Einzelhandel und berücksichtigen weder Restaurantmahlzeiten noch Lebensmittel, die ohne Kauf erworben wurden (zum Beispiel durch Spenden oder Programme der Lebensmittelhilfe).

Zudem handelte es sich um Haushaltsdaten, die nicht direkt auf den individuellen Konsum heruntergebrochen werden könnten. Auch mögliche Verzerrungen durch Vorratshaltung oder Entsorgen von Lebensmitteln ließen sich nicht ausschließen.

Überraschende Folgen steigender Temperaturen

Da es sich um US-Daten handelt, ist zudem die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Länder nur eingeschränkt möglich. Gleichwohl macht die Arbeit deutlich, dass die Klimakrise nicht nur offensichtliche gesundheitliche Folgen wie Hitzebelastung mit sich bringt, sondern auch überraschende Effekte auf Ernährungsgewohnheiten haben kann.

Die Studie schließt: „Zukünftige Forschungsarbeiten könnten weitere empirische Belege dafür liefern, wie Wetter und Klima die physischen und psychischen Anforderungen an Ernährung in verschiedenen geografischen und sozioökonomischen Kontexten beeinflussen, um der Dringlichkeit von Strategien zum Schutz von Ernährung und Gesundheit Rechnung zu tragen.“

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