Ärzteschaft

Köhler kritisiert Kassen: Der Kollektivvertrag ist nicht mehr innovativ

  • Mittwoch, 17. April 2013

Berlin – Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Köhler, hat den Krankenkassen vorgeworfen, sie blockierten innovative Versorgungsstrukturen. „Der Kollektivvertrag ist nicht mehr innovativ“, sagte Köhler bei der Auftaktveranstaltung der KBV Messe Versorgungsinnovationen 2013 am Dienstag in Berlin. „Die Kassen haben sich im Wettbewerb um bessere Versorgungsmodelle auf die Selektivverträge verlagert.“

Deshalb gelinge es nicht, erfolgreiche Innovationen flächendeckend zu übernehmen. Als Beispiel führte Köhler die spezialisierte ambulante Palliativversorgung an. Sie sei 2004 eingeführt worden, ohne eine Beteiligung der Kassenärztlichen Vereinigungen vorzu­sehen. „Jetzt, acht Jahre später, haben wir immer noch Insellösungen“, kritisierte der KBV-Vorstand. „Warum können wir diese guten Erfahrungen nicht flächendeckende umsetzen?“

Die Diskussion um neue Versorgungsstrukturen oder neue Formen der Versor­gungs­steuerung ende oft in Verteilungskämpfen um Honoraranteile, entgegnete Uwe Deh, Vorstand des AOK Bundesverbandes, der mit Köhler auf dem Podium über Anreiz- und Wettbewerbsmodelle in der vertragsärztlichen Versorgung diskutierte.

„Wir müssen uns mit anderen Anreizen auseinandersetzen“, so Deh. Es gehe darum, eine gute Versorgung sicherzustellen. Positives Beispiel seien hier die Disease Managementprogramme. „Das war ein pragmatischer Ansatz, der zu einem guten Umgang mit chronischen Erkrankungen geführt hat.“

Sowohl Deh als auch Köhler sprachen sich für eine Weiterentwicklung der bestehenden Versorgungsstrukturen aus. „Wir kommen mit den alten Mitteln nicht weiter“, sagte Köhler. Alternative Steuerungsinstrumente aus dem Ausland eigneten sich aber nur bedingt als Modell für Deutschland, meinte der KBV-Chef.

Für „Pay for Performance“, bei der sich ein Teil der ärztlichen Vergütung an der Erreichung bestimmter Versorgungsziele orientiert, sei die Zeit noch nicht reif. Über „Bundle Payments“ nach niederländischem Vorbild könne man aber nachdenken. Bei diesem Modell steuert der Primärarzt die Versorgung. Er verwaltet dabei das Budget beispielsweise für die Behandlung von Diabetikern und schließt Verträge mit den Mitbehandlern. Befürworter des Modells versprechen sich davon eine bessere Betreuung der Patienten und eine effizientere Verwendung der Mittel.

Darüber hinaus schlug Köhler vor, den Kollektivvertrag zu revitalisieren. „Warum schließen wir nicht kassenspezifische Verträge? War das Gemeinsam und Einheitlich in der Vergangenheit immer richtig?“ Der KBV-Vorstand setzt für die Zukunft eher auf regionale Lösungen und lokale Strukturen mit klarem Populationsbezug.

HK

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