Körpereigenes Peptid blockiert HIV
Ulm – Ein körpereigenes Peptid namens EPI-X4 (Endogenous peptide inhibitor of CXCR4) kann die Infektion mit HIV-1 blockieren, indem es an einen Rezeptor auf der Zelloberfläche bindet. Das berichten Forscher um Jan Münch und Onofrio Zirafi in der Zeitschrift Cell Reports.
Das menschliche Peptidom besteht aus Millionen von Eiweißbausteinen von denen nur ein Bruchteil bekannt ist. Auf der Suche nach neuen antiviralen Peptiden durchforschten die Wissenschaftler des Ulmer Instituts für Molekulare Virologie sogenannte Peptidbanken. Diese wurden von der Arbeitsgruppe um Wolf-Georg Forssmann, Hannover, aus tausenden Litern Hämofiltrat hergestellt und enthalten Peptide, die im menschlichen Blut vorkommen.
Dabei konnten sie ein Peptid isolieren, das an den Zellrezeptor CXCR4 bindet. Dieser Rezeptor steuert wichtige Prozesse im menschlichen Körper wie die Organentwicklung, die Immunantwort oder die Zurückhaltung von blutbildenden Stammzellen im Knochenmark. Darüber hinaus ist CXCR4 eine Eintrittspforte des AIDS-Erregers in die Wirtszelle und somit ein interessanter Angriffspunkt für Wirkstoffe.
Bei der folgenden Analyse stellte sich das als EPI-X4 bezeichnete Peptid als Abbauprodukt von Serum Albumin heraus, dem häufigsten Protein im menschlichen Körper. „Bisher ging man davon aus, dass Rezeptoren wie CXCR4 nur über spezifische Aktivatoren reguliert werden. Nun wissen wir, dass auch der Abbau eines Vorläuferproteins mit ganz anderen Funktionen zur Rezeptor- Hemmung führen kann“, erläuterte Münch. Dieser Fund sei sehr wichtig, da fast die Hälfte aller Arzneimittel auf die Regulation solcher Zellrezeptoren ziele.
Die körpereigene Verbindung EPI-X4 könnte weit über die AIDS-Forschung hinaus bedeutsam sein. Eine gestörte Signalgebung am Zellrezeptor CXCR4 ist nämlich laut den Ulmer Forschern mit verschiedenen Krebsarten, chronischen Entzündungen, kardiovaskulären Erkrankungen und Immunschwäche assoziiert.
„Dank EPI-X4 lässt sich dieser Rezeptor gezielt ausschalten, um etwa die Krankheitsentstehung nachzuvollziehen und neue Therapieansätze zu entwickeln“, so die Wissenschaftler.
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