Kognitive Verhaltenstherapie überzeugt Hypochonder – kostenneutral

London – Mit einer vereinfachten Form der kognitiven Verhaltenstherapie konnten psychologische Laien in einer randomisierten Studie im Lancet (2013; doi: 10.1016/S0140-6736(13)61905-4) viele hypochondrische Patienten von der Grundlosigkeit ihrer Gesundheitsängste überzeugen.
Unbegründete Gesundheitsängste sind ebenso häufig wie hartnäckig. Viele Patienten suchen nacheinander verschiedene Ärzte auf und selbst Krankenhausbehandlungen können die Folge von Krankheiten sein, die nur in der Einbildung der Patienten existieren. Ärzte stehen den Patienten häufig hilflos gegenüber, eine Psychotherapie wird nur selten verordnet, weil sie langwierig und kostspielig ist.
Das Team um Peter Tyrer vom Imperial College London hat deshalb eine vereinfachte Form der kognitiven Verhaltenstherapie entwickelt. Sie kann nach einer Schulung auch von nicht-psychologisch ausgebildetem Personal, beispielsweise Krankenschwestern oder -pflegern durchgeführt werden.
Für die randomisierte Studie wurden einzelne Angestellte aus den sechs teilnehmenden Allgemeinkrankenhäusern in Großbritannien von Tyrer und Kollegen auf zwei Workshops mit der modifizierten kognitiven Verhaltenstherapie für Gesundheitsängste (CBT-HA) vertraut gemacht. Diese sollten nach ihrer Schulung Patienten behandeln, deren Antworten auf 14 Fragen in einem „Health Anxiety Inventory“ (HAI) eine hypochondrische Störung angezeigt hatten. Die CBT-HA bestand aus 5 bis 10 Sitzungen.
Für die Studie waren die 444 Patienten auf eine CBT-HA oder auf eine Standardbehandlung randomisiert worden, bei der den Patienten nur versichert wurde, dass ihre Ängste unbegründet sind. Primärer Endpunkt war eine Abschwächung der Ängste im HAI nach einem Jahr. Wie Tyrer berichtet, erreichten unter der CBT-HA 13,9 Prozent der Patienten das Ziel, doppelt so viele wie in der Kontrollgruppe, in der 7,3 Prozent ihre Gesundheitsängste überwanden (Odds Ratio 2,15; 95-Prozent-Konfidenzintervall 1,09-4,23).
Die Erfolgsrate mag gering erscheinen, sie reichte in der Studie jedoch aus, um die Kosten der CBT-HA von umgerechnet fast 500 Euro pro Patienten durch verminderte Gesundheitsausgaben wieder einzusparen. Die Patienten im CBT-HA-Arm benötigten weniger Medikamente, sie gingen seltener zum Arzt und auch die Klinikleistungen wurden vermindert.
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