Koloskopie senkt Inzidenz und Sterberate an Darmkrebs

Altdorf – Eine Studie aus dem abgelegenen Schweizer Kanton Uri zeigt, dass die Koloskopie effektiv Kolorektalkarzinomen vorbeugen kann. Laut der Publikation in Gastrointestinal Endoscopy (2012; 76: 110-117) hat das Screening dort die Darmkrebsinzidenz um fast 60 Prozent und die Sterberate um fast 90 Prozent gesenkt.
Der Kanton Uri in der Zentralschweiz ist überwiegend ländlicher Natur. Die Bevölkerungsmigration spielt eine untergeordnete Rolle. Die erweiterte medizinische Grundversorgung der etwa 35.000 Bewohner erfolgt durch das Kantonsspital Uri im Hauptort Altdorf. Chefarzt der Inneren Medizin ist Urs Marbet, der zwischen Juni 2000 und 2001 eine Studie zur Vorsorgekoloskopie durchführte. Die drei ortsansässigen Gastroenterologen wurden dabei von 10 Nachwuchsärzten der Universitäten Zürich und Basel unterstützt, die alle über eine Erfahrung von mindestens 200 Koloskopien verfügten.
Die Ärzte fanden bei 65 von 1912 untersuchten Urnern Polypen, darunter waren 374 mit fortgeschrittenen Adenomen. Insgesamt wurden 1279 Polypen entfernt. Dennoch erkrankten 12 Gescreente (0,6 Prozent) bis Ende Mai 2007 an einem Darmkrebs. 67 Prozent der Tumoren waren im Stadium I oder II. Nur eine Person starb am Krebs. Unter der nicht-gescreenten Bevölkerung (20.774 Personen) kam es zur gleichen Zeit zu 213 Darmkrebserkrankungen (1,0 Prozent), an denen 51 starben. Die Rate von Tumoren im Stadium I oder II mit guten Heilungschancen betrug 20 Prozent.
Die Analyse der Daten, die wegen der genauen Aufzeichnungen Risikofaktoren wie Lebensstil, Rauchen, Body-Mass-Index (BMI) und die Familienanamnese berücksichtigte, ergab eine Odds Ratio von 0,31 (95-Prozent-Konfidenzintervall 0,16-0,59), mithin eine Reduktion der Darmkrebsinzidenz um 69 Prozent. Für die Darmkrebssterblichkeit errechnet das Team eine adjustierten Odds Ratio von 0,12 (0,01-0,93), was einer Reduktion um 88 Prozent entspricht.
Trotz der geringen Teilnehmerzahl und der ethnischen Vielfalt – der Kanton Uri liegt im Schnittbereich des deutschen, französischen, italienischen und rätoromanischen Kulturkreises – sprechen die Ergebnisse für eine hohe Effektivität des Screenings. Der American Society for Gastrointestinal Endoscopy war die Studie jedenfalls eine Pressemitteilung wert.
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