Medizin

Komplex-regionales Schmerzsyndrom bleibt häufig unerkannt

  • Mittwoch, 9. Januar 2013

Stuttgart – Stark unterdiagnostiziert ist eine mögliche Folgeerkrankung nach einer Verletzung an den Extremitäten, das sogenannte komplex-regionale Schmerzsyndrom (CRPS). Darauf hat Frank Birklein von der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neuro­physiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) in der Zeitschrift Klinische Neuro­physiologie hingewiesen (2012; 43: 266-273).

Das CRPS kann nach einer Verletzung an den Extremitäten auftreten, zum Beispiel nach einem Knochenbruch oder Schädigung eines Nervs, meist am Arm. Typisch sind Schmerzen, die der Arzt durch die eigentliche Verletzung nicht erklären kann und die sich über den ursprünglichen Verletzungsort hinaus ausbreiten.

„Etwa drei Viertel aller CRPS-Patienten beschreiben einen permanenten Schmerz, der brennt, zieht oder sticht“, erläutert Birklein. Häufig träten Schwellungen auf, sowie übermäßiges Schwitzen, Änderungen der Hauttemperatur und -farbe, Bewegungs­einschränkungen und Muskelschwund. Bei einigen Patienten wüchsen Haare, Finger- oder Fußnägel an den betroffenen Stellen unnormal stark.

Warum sich ein CRPS bildet, ist laut dem Experten weitgehend unklar. Diagnose und Therapie seien schwierig, weil die Symptome stark unterschiedlich ausgeprägt sein könnten, Frauen seien doppelt so häufig betroffen wie Männer. „Ein wesentlicher Faktor ist die gestörte Rückbildung der ursprünglichen, traumabedingten Entzündung“, so Birklein.

Wichtig sei, andere Ursachen, die vergleichbare Symptome hervorrufen können, auszuschließen. Mittels Ultraschall könnten klinische Neurophysiologen etwa einen arteriellen Gefäßverschluss ausschließen und durch die Neurographie der Nerven eine Schädigung eines Nerven nachweisen oder unwahrscheinlich machen. „Bei Unklarheit kann es hilfreich sein, die Änderung der Hauttemperatur über einen längeren Zeitraum zu messen oder ein Drei-Phasen-Knochenszintigramm anzuwenden“, rät die DGKN.

Für die Therapie empfiehlt die Fachgesellschaft einen multidisziplinären Ansatz aus Physiotherapie, Medikamenten und eventuell Psychotherapie.

hil

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