Medizin

Kopfverletzungen erhöhen Suizidrisiko

  • Freitag, 17. Januar 2014

Oxford – Kopfverletzungen erhöhen das Risiko auf einen frühzeitigen Tod. Die Gefahr besteht einer Kohortenstudie in JAMA Psychiatry (2014; doi: 10.1001/jamapsychiatry.2013.3935) zufolge auch Jahre nach einem überstandenen Schädel-Hirn-Trauma. Eine häufige Ursache sind dann Suizide oder andere Gewalteinwirkungen.

Patienten, die nach einem Schädel-Hirntrauma aus der Klinik nach Hause entlassen werden, haben medizinisch gesehen häufig eine gute Prognose. Von 218.300 Schweden, die seit 1969 ein Schädel-Hirntrauma erlitten, sind nur 2378 sechs Monate danach oder später, aber vor dem 56. Lebensjahr gestorben. Hinter diesen niedrigen absoluten Zahlen verbirgt sich ein erhöhtes relatives Risiko auf gewaltsame Todes­ursachen, wie der Psychiater Seena Fazel von Universität Oxford herausgefunden hat.

Verglichen mit Schweden ohne Kopfverletzungen erlitten Patienten mit Schädel-Hirntrauma mehr als dreimal häufiger einen vorzeitigen Tod (adjustierte Odds Ratio aOR 3,2; 95-Prozent-Konfidenzintervall 3,0-3,4). Im Vergleich zu ihren Geschwistern war das Risiko um den Faktor 2,6 (2,3-2,8) erhöht.

Das Risiko war vor allem auf Verletzungen wie Verkehrsunfälle oder Stürze (aOR 4,3; 3,8-4,8), Überfälle (aOR 3,9; 2,7-5,7) oder Suizide (aOR 3,3; 2,9-3,7) zurückzuführen. Der gemeinsame Nenner dieser Todesursachen können psychiatrische Erkrankungen sein oder eine verminderte Urteilskraft, die sich für Fazel plausibel aus den Hirnver­letzungen bei dem Trauma ableiten lassen, ohne dass dies den Patienten bei der Entlassung aus der Klinik anzusehen ist.

Wenn die Patienten allerdings bereits vor dem Schädel-Hirntrauma an einer psychia­trischen Erkrankung litten oder ein Substanzmissbrauch bekannt ist, sollte dies ein Warnzeichen sein, schreibt Fazel. Bei einer vorbestehenden psychiatrischen Komorbi­dität schnellt das relative Risiko um den Faktor 10 oder mehr nach oben. Einer von 12 Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma sowie psychiatrischen Erkrankungen oder einem Substanzmissbrauch starb vor dem 56. Lebensjahr. Auf diese Gruppe entfielen 61 Prozent aller vorzeitigen Todesfälle.

rme

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