Koronarkalk: Hypertonie als kumulativer Risikofaktor

Chicago – Ein erhöhter Blutdruck zählt zu den wichtigsten modifizierbaren Risikofaktoren für die koronare Herzkrankheit. Eine prospektive Kohortenstudie im US-amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2014; 311: 490-497) zeigt jetzt erstmals, dass das Ausmaß der Koronarverkalkungen von der zeitlichen Entwicklung der Blutdruckwerte seit dem frühen Erwachsenenalter und der Dauer der Hypertonie abhängt.
Die „Coronary Artery Risk Development in Young Adults“ oder CARDIA-Studie begleitete seit 1985/6 eine Gruppe von etwa 5.000 jungen Erwachsenen. Im Verlauf von 25 Jahren wurden die Teilnehmer acht Mal untersucht, wobei auch der Blutdruck gemessen wurde. Bei der letzten Untersuchung wurde dann das Ausmaß der Koronarverkalkung mittels Computertomographie bestimmt.
Norrina Allen von der Feinberg School of Medicine in Chicago hat jetzt die Entwicklung der mittleren Blutdruckwerte mit den Ergebnissen der Kardio-CT in Beziehung gesetzt. Die Ergebnisse zeigen, dass das Ausmaß der Koronarverkalkung tatsächlich mit der Dauer der Hochdruckerkrankung steigt. Am wenigsten Koronarkalk hatten die Teilnehmer, die im Verlauf des gesamten Erwachsenenlebens einen normalen Blutdruck hatten: Nur 4 Prozent dieser Gruppe hatte eine Verkalkung von mehr als 100 Hounsfield-Einheiten, was einer mäßigen Koronarkalkentwicklung entspricht.
Bei den Teilnehmern mit mäßig erhöhten Blutdruckwerten im gesamten Verlauf der Studie hatten 7,9 Prozent die 100 Hounsfield-Grenze überschritten. In einer dritten Gruppe, in der ein zunächst mäßig erhöhter Blutdruck im Studienverlauf weiter angestiegen war, war dies bei 10,1 Prozent der Teilnehmer der Fall. Der Anteil stieg auf 17,4 Prozent bei Patienten, die über die gesamte Dauer der Studie deutlich erhöhte Blutdruckwerte hatten, und auf 25,4 Prozent bei Patienten, bei denen sich der Blutdruck von einem relativ hohen Wert aus weiter verschlechtert hatte.
Die Studie belegt damit, dass die langfristigen Blutdruckwerte einen wesentlichen Einfluss auf die Koronarkalkentwicklung haben. Dies bedeutet, dass erhöhte Blutdruckwerte bei jüngeren Menschen beachtet und therapiert werden sollten, zumal es offenbar selten ist, dass sich einmal erhöhte Blutdruckwerte über die Zeit wieder senken. Eine solche Trajektorie hat Allen in ihrer Studie jedenfalls nicht beschrieben.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: