Krankenhäuser: Sterblichkeit am Wochenende nur scheinbar erhöht

Oxford – Die höhere 30-Tage-Sterblichkeit von Patienten nach einer Notaufnahme am Wochenende oder an Feiertagen, auch als Weekend-Effekt bezeichnet, ließ sich in einer Studie im Lancet (2017; doi: 10.1016/S0140-6736(17)30782-1) zum großen Teil auf ungünstigere Laborwerte der Patienten zurückführen. Ein Einfluss der Auslastung war nicht nachweisbar. Die Mittagszeit zwischen elf und 15 Uhr könnte eine kritische Phase sein.
Frühere Studien haben zweifelsfrei gezeigt, dass Patienten, die am Wochenende oder an Feiertagen in der Notaufnahme behandelt werden, ein erhöhtes Sterberisiko haben. Dies war auch in vier Kliniken der Fall, die der National Health Service in der Universitätsstadt Oxford betreibt.
Von den 118.291 Patienten, die im Zeitraum zwischen 2006 und 2014 an einem Wochenende aufgenommen wurden, starben in den folgenden 30 Tagen 6.070, was eine Sterberate von 5,1 Prozent ergibt. An Wochentagen wurden 385.647 Patienten aufgenommen, von denen 18.313 starben, was eine Sterberate von nur 4,7 Prozent ergibt.
Auffällig ist, dass an den Wochenenden pro Tag insgesamt weniger Patienten in der Notfallaufnahme ankamen als an Werktagen. Eine mögliche Erklärung ist, dass Patienten am Wochenende weniger geneigt sind, ihre Freizeit in einer Klinik zu verbringen und deshalb im Erkrankungsfall länger warten, bis sie sie den Notarzt alarmieren. Dies könnte ihre Überlebenschancen verringern.
Ein möglicher Marker für die erhöhte Morbidität der Patienten sind die Ergebnisse von Labortests. Sarah Walker vom John Radcliffe Hospital in Oxford und Mitarbeiter können tatsächlich nachweisen, dass die Ergebnisse in 15 hämatologischen und biochemischen Tests am Wochenende ungünstiger ausfielen als unter der Woche. Die Testergebnisse erklärten laut den Berechnungen Walkers am Samstag 33 Prozent der Unterschiede. Am Sonntag betrug der Anteil 52 Prozent und an öffentlichen Feiertagen sogar 87 Prozent.
Der übrig gebliebene Weekend-Effekt fiel laut Walker vor allem in die Zeit zwischen elf und 15 Uhr. Ob dies auf die Mittagspause der Belegschaft zurückzuführen ist, konnte die Studie nicht zeigen. Insgesamt hatte die Arbeitsbelastung, gemessen an der Zahl der eintreffenden Patienten, laut Walker keinen Einfluss auf die Sterberate der Patienten.
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