Krankenhäuser: Zukunftsorientierte Kennzahlen unverzichtbar
Biersdorf – In vielen Krankenhäusern mangelt es an zukunftsorientierten Entscheidungsparametern, um möglichst flexibel für eine höhere Inanspruchnahme bei begrenzten Ressourcen gewappnet zu sein. Zwar verfügen die meisten Controlling-Abteilungen über eine Fülle von Daten, die auch den ambulanten Versorgungssektor umfassen. Allerdings bemängeln Unternehmensberater, dass diese nicht aussagekräftig verknüpft und kaum zielorientiert ausgewertet werden.
Bei den Biersdorfer Krankenhaus-Managementsgesprächen in Biersdorf/ Bitburg (Eifel) am 18. September wies Jan Ackermann, Unternehmensberater von Medical Management Partner (MMP) darauf hin, dass wichtige Kennzahlen, wie beispielsweise der durchschnittliche Stundenumsatz von Klinikärzten und medizinischen Fachangestellten, zwar bekannt seien, aber wenig dahingehend überprüft würden, ob das Personal effizient eingesetzt werde. Die Spannbreite der Kennzahlen ist relativ groß
Stundenumsatz je Beschäftigter könnte Ressourcenverwendung bestimmen
So gebe es zum Beispiel Klinikabteilungen, bei denen 20 bis 30 Euro Stundenumsatz je Vollzeitbeschäftigten erzielt würden, andere dagegen einen Umsatz von 100 bis 120 Euro je Stunde erwirtschafteten. Sofern überhaupt gemessen werde, müsse die Betriebsführung entscheiden, wie viel Arbeitszeit und Manpower im ambulanten Sektor eingesetzt würden, wie viel im stationären Bereich und wie viel Arbeitskraft unmittelbar in die Patientenversorgung investiert werde.
Werde vom nichtärztlichen Personal ein Stundenumsatz in Höhe von unter 80 Euro je Fachkraft erwirtschaftet, könne dies ein Hinweis darauf sein, dass es noch Effizienzpotenziale gebe. Liege dagegen der Stundenumsatz bei 120 Euro und mehr, so sei zu prüfen, ob das Personal verstärkt werden müsse. Es müsse auch beachtet werden, wie die Anteile des persönlichen Einsatzes, der Gesprächs- und der technischen Leistungen verteilt seien und ob Optimierungsbedarf bestehe. Ob sich der Betrieb im „gesunden“ oder im „ungesunden“ Bereich befinde, müsse von Fall zu Fall individuell erörtert werden.
Zeitpotenziale im Verhältnis zum verfügbaren GKV-Budget bewerten
Ackermann empfahl auf den den Biersdorfer Krankenhaus-Managementsgesprächen, bei der Ergänzung des stationären Sektors durch Medizinische Versorgungszentren vor allem die Zukunftspotenziale zu bewerten und daraus Konsequenzen zu ziehen. Obsolet sei es, Zahlen aus verflossenen Rechnungsperioden in die Zukunft zu projizieren. Er empfiehlt, bei allen Diagnostik- und Therapiekonzepten die Zeitpotenziale im Verhältnis zum verfügbaren GKV-Budget zu bewerten.
Falls die Budgets um 25 Prozent überschritten werden und Leistungen erbracht werden, die nicht bezahlt werden, sollte der Überschreitungsbetrag in Zeitwerte umgerechnet werden. Die zeitliche Reserve ließe sich dann am besten in realisierbare und erfolgversprechende Diagnostik- und Therapiekonzepte umsetzen.
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