Politik

Krankenhausärzte fühlen sich zunehmend belastet und ausgebrannt

  • Montag, 16. Dezember 2019
/Monkey Business, stock.adobe.com
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Berlin – Knapp 70 Prozent der Ärztinnen und Ärzte an den Krankenhäusern in Berlin und Brandenburg stehen mehrmals pro Tag oder ständig unter Zeitdruck. Mehr als die Hälfte erlebt täglich die Frustration, den eigenen Ansprüchen an eine gute Patientenversorgung nicht entsprechen zu können, weil Arbeitsbedingungen oder Klinikvorgaben dem entgegen­stehen. Etwa ein Drittel gibt an, oft bis sehr oft Gefühle des Ausgebranntseins zu erleben. Das sind Ergebnisse einer Befragung, die der Marburger Bund (MB) Landesverband Berlin/Brandenburg heute in Berlin vorgestellt hat. Geantwortet hatten 2.060 Ärztinnen und Ärzte.

„Das ist ein erschreckendes Bild“, erklärte der Vorsitzende des MB-Landesverbands Berlin/Brandenburg, Peter Bobbert, angesichts der Ergebnisse. Er machte dafür die inakzeptablen Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern verantwortlich, in denen das Primat des wirtschaftlichen Erfolgs falsche Anreize setze. Eine gute Patientenversorgung setze gesunde und zufriedene Ärztinnen und Ärzte voraus. Deshalb benötigten die Klinken mehr Personal, eine adäquate Arbeitszeiterfassung sowie die strikte Umsetzung von Vorgaben zum Arbeits- und Gesundheitsschutz. „Es muss ein Umdenken geben. Am Ende ist es der Faktor Mensch, der für eine gute Medizin entscheidend ist“, sagte Bobbert.

Der Umfrage zufolge bewältigen mehr als zwei Drittel der Ärzte Stress und Zeitdruck, indem sie ihre Arbeitszeit oft bis sehr oft in die Freizeit ausdehnen. Das gehe mit einem Verzicht auf ausgleichende Freizeitaktivitäten einher. 73 Prozent der Befragten gaben an, ihr Arbeitstempo zu steigern, um mit erhöhtem Druck umzugehen. Das wird allerdings als langfristig nicht durchhaltbar wahrgenommen. 59 Prozent der Ärzte gaben an, ober­flächlicher arbeiten zu müssen, als es ihnen lieb sei und sich mit einem weniger guten Ergebnis zufrieden geben zu müssen, als sie dies normalerweise tun würden, um den Arbeitsstress zu bewältigen.

Dabei liegt die Diskrepanz zwischen der vertraglich vereinbarten und der tatsächlichen Arbeitszeit bei mehr als zehn Stunden. Statt 38 Stunden arbeiten die meisten Ärztinnen und Ärzte 50 Stunden in der Woche.

Die Ergebnisse aus der Befragung in Berlin und Brandenburg seien auf die Situation im Bund übertragbar, meinte der Hauptgeschäftsführer des MB-Bundesverbandes, Armin Ehl. Die Ärztegewerkschaft habe deshalb bei den jüngsten Tarifverhandlungen den Schwerpunkt weniger auf die Gehälter als vielmehr auf die Arbeitszeit der Ärztinnen und Ärzte gelegt. Unter anderem habe man zwei freie Wochenenden im Monat und im Schnitt vier Bereitschaftsdienste durchgesetzt. Denn: „Arztschutz ist Patientenschutz“, betonte Ehl.

HK

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