Politik

Krankenhausplanung: Busse stellt Ländern kein gutes Zeugnis aus

  • Mittwoch, 31. Mai 2023
/VILevi, stockadobecom
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Berlin – Nach der Vorstellung eines Gutachtens zur Krankenhauslandschaft in Sachsen-Anhalt hat sich der Gesundheitsökonom Reinhard Busse für bessere Vorgaben durch die Politik ausgesprochen.

Die Krankenhaus­planung der Länder laufe nicht gut, sagte Busse. Bisher werde den Kliniken nicht detailliert genug vorgeschrieben, welche konkreten Leistungen sie erbringen dürften. „Das muss viel spezifischer aus­fallen“, sagte der Professor für Management im Gesundheitswesen an der Technischen Universität Berlin.

Nicht nur Fachabteilungen sollten für jedes Krankenhaus geplant werden. Es müssten konkret einzelne Leis­tungsgruppen festgelegt werden, etwa „Eingriffe an der Wirbelsäule“ oder „Brustkrebs“. „Mit festem Willen kann man Spezialisierungen auch steuern“, sagte Busse.

Anfang April war in Magdeburg ein Gutachten zur Zukunft der Krankenhauslandschaft in Sachsen-Anhalt vor­gestellt worden, das die Landesregierung in Auftrag gegeben hatte. Die Experten empfehlen unter anderem, die Basisversorgung wohnortnah zu organisieren und schwere Fälle stärker an großen Krankenhäusern zu konzentrieren.

Busse unterstützt diesen Ansatz. In Deutschland gebe es zu viele kleine Krankenhäuser und zu viele statio­näre Behandlungen. „Wir haben im Schnitt 50 Prozent mehr vollstationäre Krankenhausfälle pro Einwohner als unsere Nachbarn“, sagte Busse. „Blinddarmoperationen oder Leistenbruchoperationen müssen nicht immer vollstationär gemacht werden.“

Die würden in vielen Ländern, etwa in Dänemark, ganz überwiegend ambulant gemacht. Der Krankenhaus­ex­perte sprach sich zudem dafür aus, auch bei Krebsbehandlungen Reformen einzuleiten.

Nach einem komple­xen Eingriff in einem spezialisierten Krankenhaus könne eine ambulant erfolgende Folgebehandlung von kleineren Kliniken in der Region übernommen werden. „Die Krankenhäuser müssen insgesamt viel mehr miteinander kooperieren und sich mehr als Netzwerk statt als Konkurrenz verstehen.“

Auch Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) hatte die Krankenhäuser im Land zuletzt dazu aufgerufen, stärker zu kooperieren.

Das Klinikgutachten hatte zudem aufgezeigt, dass einige der Geburtskliniken nicht oder nur knapp auf 300 Geburten pro Jahr kommen. Die Hälfte hat auch Probleme, „die meist als wirtschaftliche Untergrenze ange­sehenen 600 Geburten“ zu erreichen.

Busse spricht sich auch hier für eine stärkere Konzentration aus. Etwa die Hälfte aller Komplikationen, die während der Geburt passierten, kämen bei einer bis dahin normal verlaufenen Schwangerschaft vor, sagte er.

„Wenn wir auch da gute Ergebnisse haben möchten, dass eben die Kinder, im schwersten Fall sogar die Mütter, nicht mehr sterben, wird man nicht umhinkommen, Geburten an zentralen Orten durchzuführen. Dort ist mehr Expertise und die ist oft innerhalb von Sekunden vonnöten, etwa beim Nabelschnurvorfall.“

dpa

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