Krebs: Peptidbodies zerstören Immunschild von Tumoren
Houston – Viele Krebsarten rekrutieren sogenannten myeloide Suppressorzellen aus dem Knochenmark, um sich vor Attacken der Immunabwehr zu schützen. Eine Studie in Nature Medicine (2014; doi:10.1038/nm.3560) zeigt, wie dieser Schutzschild überwunden werden kann.
Myeloide Suppressorzellen (myeloid-derived suppressor cells, MDSC) werden, wie der Name schon andeutet, im Knochenmark gebildet. Normalerweise werden sie bei Entzündungen oder bei Verletzungen freigesetzt. Sie wandern dann in das beschädigte Gewebe, um Kollateralschäden der Entzündungsreaktion zu vermeiden oder die Entwicklung von Autoimmunerkrankungen zu verhindern.
Myeloide Suppressorzellen finden sich aber auch in der Umgebung vieler Tumorzellen. Sie bilden dort eine Art immunologischen Schutzwall, der den Tumor vor dem Angriff von T-Zellen schützt. Nachdem die Forschung die Immunabwehr in den letzten Jahren als effektive Unterstützer der Krebstherapie entdeckt hat – vom Impfstoff Sipuleucel-T bis zum Antikörper Ipilimumab – sind auch die Myeloiden Suppressorzellen als potenzielles Angriffsziel entdeckt worden. Ihre Beseitigung könnte die natürliche Immunabwehr stärken.
Um die MDSC angreifen zu können, müssen die Forscher zunächst ein geeignetes Ziel finden. Idealerweise ist dies ein Antigen auf der Zelloberfläche, das auf anderen Zellen fehlt. Dem Team um Larry Kwak vom MD Anderson Cancer Center in Houston gelang dies mit Hilfe eines Phagen-Displays, einem molekularbiologischen Massentest.
Er ermittelte zwei Peptide, G3 und H6 genannt, die offensichtlich nur auf MDSC binden. Die beiden Peptide wurden dann genetisch mit dem Fc-Abschnitt von Antikörpern zu Peptidbodys fusioniert. Die Peptidbodys markieren damit die MDSC als Ziel für T-Zellen, die sie dann vernichten. Dies konnten die Forscher zunächst in vitro an Zellkulturen und danach an Mäusen zeigen. Die Peptidbodies beseitigten die MDSC im Blut, in der Milz und auch in der Umgebung von Tumoren. Die ihres immunologischen Schutzschildes entblössten Tumore bildeten sich daraufhin teilweise zurück.
Schließlich fanden die Forscher heraus, auf welchen Strukturen der MDSC die Peptidbodies binden. Es handelt sich um spezielle Signalstoffe der MDSC, Alarmine genannt. Die Forscher sehen in den Peptidbodies einen möglichen neuen Therapieansatz bei Krebserkrankungen. Da die Alarmine offenbar nur von MDSC gebildet werden, könnte die Therapie nebenwirkungsarm bleiben. Ob dies tatsächlich der Fall ist, wird sich jedoch in den jetzt geplanten präklinischen und klinischen Studien zeigen.
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