Krebsforscher fordern tabakfreies Deutschland

Heidelberg – Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) hat anlässlich der 19. Deutschen Konferenz für Tabakkontrolle gefordert, eine verpflichtende Tabakkontrollstrategie im nationalen Präventionsplan festzuschreiben. Sie sollte neben konkreten Maßnahmen auch einen verbindlichen Zeitplan zur Umsetzung enthalten, so das DKFZ.
Dem Zentrum zufolge werden in Deutschland wirksame Maßnahmen zur Senkung des Tabakkonsums bis heute nicht ausgeschöpft. Eine verpflichtende Tabakkontrollstrategie würde dazu beitragen, den Raucheranteil in der Gesellschaft deutlich zu senken.
Fast 20 Prozent aller Krebsneuerkrankungen in Deutschland wären vermeidbar, wenn niemand rauchen würde, erklärten die Fachleute. Umso wichtiger sei es, dass die Politik die Entwicklung einer solchen Tabakkontrollstrategie vor den Interessen und der Einflussnahme der Industrie schützt.
Die Tabakindustrie versucht laut DKFZ seit einiger Zeit, sich als vermeintlicher Problemlöser zu präsentieren: Neue Produkte wie etwa Tabakerhitzer oder E-Zigaretten sollten den tabakbedingten immensen Gesundheitsproblemen vorbeugen, die die Hersteller mit ihrem Hauptprodukt Zigarette seit jeher selbst verursachten.
Die Tabakindustrie propagiert den Heidelberger Wissenschaftlern zufolge Tabakerhitzer und E-Zigaretten zur Schadensminderung und unterläuft damit wirksame gesundheitspolitische Maßnahmen, die den Tabakkonsum senken.
Das von den Unternehmen propagierte Prinzip der Schadensreduzierung solle vor Folgeschäden des Rauchens schützen – und erhalte gleichzeitig die Abhängigkeit der Konsumenten aufrecht. Statt eines gesundheitsschützenden vollständigen Konsumstopps produziere diese Strategie Dauerkonsumenten.
„Auch wenn die Unternehmen die Schadensverringerung in den Vordergrund stellen, so sind sie doch von kommerziellen Interessen geleitet“, sagte Katrin Schaller, kommissarische Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention und des WHO-Kollaborationszentrums für Tabakkontrolle am DKFZ.
In einem Umfeld, in dem Rauchen an gesellschaftlicher Akzeptanz verliere und der Verkauf von Zigaretten durch regulatorische Maßnahmen erschwert werde, sei das ein raffinierter Schachzug.
„Ziel der Unternehmen ist es, den Absatz ihrer Produkte zu sichern und eine strenge Regulierung zu verhindern", so Schaller. Sie forderte deshalb von der der neuen Regierungskoalition, sich zur Entwicklung und Umsetzung einer Strategie für ein tabakfreies Deutschland 2040 zu bekennen.
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