Krebspatienten haben viele offene Fragen zur Fertilität
Sheffield – Mehr als die Hälfte der chemotherapierten jungen Frauen fühlt sich nicht ausreichend über Therapiekomplikationen für die Fruchtbarkeit aufgeklärt. Das berichten Forscher um Allan Pacey von der University of Sheffield. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse in Pediatric Blood & Cancer (http://dx.doi.org/10.1002/pbc.24672).
Chemotherapie und Bestrahlung können die Fertilität herabsetzen oder sogar zur völligen Unfruchtbarkeit führen. Je früher Krebserkrankungen therapiert werden, desto besser ist die Prognose. Das kurze Zeitfenster zwischen Diagnose und Therapie kann offenbar jedoch so eng sein, dass wichtige Themen wie die Folgen für die Fertilität unbesprochen bleiben. Die Kryokonservierung von Eiern ist technisch aufwendig und nicht immer rechtzeitig möglich.
Die Wissenschaftler haben in den Jahren 2004 und 2011 290 Patientinnen und Patienten, die sich an die britische Hilfsgruppe Teenage Cancer Trust gewandt hatten, zu ihren Erfahrungen mit diesem Thema befragt. Die Patientinnen und Patienten waren zum Zeitpunkt der Diagnose älter als 13 Jahre. 2004 hatten nur 38 Prozent der jungen Frauen mit ihren Ärzten überhaupt über das Thema gesprochen. 2011 war dieser Anteil auf 69 Prozent gestiegen.
Jedoch war immer noch die Hälfte der Patientinnen unzufrieden mit den Gesprächen. Das entspricht demselben Anteil wie im Jahr 2004. Die Männer waren im Durchschnitt zufriedener mit den Gesprächen über den Fertilitätsverlust. 64 Prozent hatten die Gelegenheit vor Aufnahme der Therapie über die Möglichkeiten von Kryokonservierung und späterer künstlicher Befruchtung zu sprechen.
Die Informationsmasse und Komplexität dieses Themas verleite viele Ärzte über das Thema hinwegzuschauen, so die Wissenschaftler. 2018 wollen die Forscher wieder Daten erheben und untersuchen, ob Qualität und Quantität der Gespräche zunehmen. Sie fordern von den behandelnden Ärzten, das Gespräch auch zu suchen, wenn keine Möglichkeiten für eine Kryokonservierung bestehen.
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