Kritik an lückenhafter Versorgung von Erwachsenen mit ADHS

Frankfurt – Experten vom UniversitätsklinikumFrankfurt, von ADHS Deutschland, der Ludwig- Maximilians-Universität München, dem Universitätsklinikum Bonn und dem LWL-Universitätsklinikum Bochum haben auf eine „besorgniserregende“ Versorgungssituation von Erwachsenen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) hingewiesen.
Demnach leidet mehr als die Hälfte der Betroffenen an Begleiterkrankungen, oft aufgrund versäumter Diagnosen oder falscher Behandlung. Deshalb fordern die Experten in einem Positionspapier, die Versorgungslücke von ADHS-Patienten schnellstmöglich zu schließen.
Dem Positionspapier zufolge sind etwa zwei Millionen Erwachsene in Deutschland von ADHS betroffen. Sie haben dadurch Probleme mit Aufmerksamkeit und Konzentration, gesteigerte Impulsivität und Stimmungsschwankungen.
Darüber hinaus ist die ADHS ein Risikofaktor für andere psychische Störungen. Sie kann Depressionen oder Suchterkrankungen hervorrufen. Fast zwei Drittel der Erwachsenen mit ADHS leiden unter einer Angststörung. Solche Begleiterkrankungen machen es den Experten zufolge schwer, die zugrundeliegende ADHS-Erkrankung zu erkennen und zu therapieren.
Zudem weisen die Experten in ihrem Positionspapier auch auf die enorme finanzielle Belastung des Gesundheitswesens durch ADHS hin. Neben den medizinischen Behandlungskosten der ADHS und ihrer Begleiterkrankungen entstehen zusätzliche Kosten durch Arbeitsunfähigkeit und Frühberentung Betroffener.
Um Begleiterkrankungen und soziale Einschränkungen zu vermindern, sei es ausschlaggebend, die ADHS früh zu erkennen und korrekt zu behandeln. Zwar gebe es bereits entsprechende medizinische Leitlinien. Allerdings sei die Umsetzung der leitliniengerechten Versorgung von jungen Erwachsenen mit ADHS jedoch nach wie vor eine Herausforderung, heißt es in dem Papier.
Es mangele weiterhin an Aufklärung und Umsetzung in der Behandlung von Jugendlichen und insbesondere Erwachsenen mit ADHS. Laut Positionspapier gibt es insbesondere beim Übergang vom Kinderarzt in die Erwachsenenmedizin eine Versorgungslücke. Demnach fehlen flächendeckend feste Anlaufstellen, bei der Patienten Hilfe erhalten und bei der zielgerichtet die weitere multimodale Versorgung sichergestellt wird.
Deshalb fordern die Experten den Aufbau einer flächendeckenden Versorgung von erwachsenen ADHS-Patienten in individuellen, multimodalen Behandlungsansätzen entsprechend der Leitlinie. Durch ein interdisziplinäres, multimodales Therapiekonzept sollen Standards umgesetzt und niederschwellige Therapieansätze für erwachsene ADHS-Patienten angeboten werden. Zudem müsse über die Erkrankung der ADHS bei Erwachsenen weiter aufgeklärt werden, so die Experten.
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