KVen verärgert über neue STIKO-Empfehlung

Berlin – Die überraschende Änderung der Impfempfehlung durch die Ständige Impfkommission (STIKO) hat nicht nur die Politik iritiert, sondern auch viele Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) verärgert.
„Mit dieser Mitteilung hat die STIKO große Unsicherheit in die niedersächsischen Arztpraxen getragen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der KVN, Mark Barjenbruch, in einer Mitteilung. „Damit werden neue und unnötige Hürden für das praktische Impfmanagement in den Praxen aufgebaut.“ So hätten sich bereits wenige Stunden nach der STIKO-Entscheidung viele Praxen über neue Schwierigkeiten beschwert.
„Viele Patienten, die erst in ein oder zwei Monaten für die Zweitimpfung in die Praxen einbestellt waren, wollen jetzt unbedingt noch vor den Sommerferien in Niedersachsen vollständig geimpft werden“, so Barjenbruch. Die Liefermengen seien noch begrenzt, die Nachbestellung von Impfstoff nicht möglich. Er forderte, dass solche Verändungen von Impfschemata mit den impfenden Ärztinnen und Ärzten erfolgen müsse.
Auch die KV Schleswig-Holstein (KVSH) spricht von „Chaos" in den Praxen. „Es ist ein unhaltbarerer Zustand, dass diese rasanten Kurswechsel auf dem Rücken der Praxen und ihres Personals ausgetragen wird, das hätte man voraussehen können“, sagt die Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein, Monika Schliffke.
So gebe es nun vermehrt Forderungen nach schnellem Impfen in den Praxen sowie viele Telefonanrufer. Man könne nicht die Richtung wechseln, „weil man gerade neue Ergebnisse hat, die aber noch gar nicht zu Ende geklärt sind.“
„Mit einem verantwortlichen wissenschaftlich-strukturierten Vorgehen hat das nichts zu tun“, sagte Ralph Ennenbach, stellvertretender Vorsitzender der KVSH. „Ein Hinweis auf mögliche Entwicklungen ist das eine, das spontane Hineingreifen in den Praxisalltag ohne Vorlauf und Kongruenz mit Vorgaben der EMA ist verantwortungsarm, um es diplomatisch auszudrücken“, so Ennenbach.
Beide forderten, dass die Politik nun schnell klarstellen müsste, wie genug mRNA-Impfstoff geliefert werden könne. Viele Arztpraxen hätten sich aktiv bei Sonderaktionen für den Impfstoff Astrazeneca eingesetzt.
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