Langes Sitzen soll 3,8 Prozent aller Todesfälle erklären
Wer noch einen letzten Anstoß für einen Osterspaziergang oder für mehr sportliche Aktivität am Beginn des Frühlings braucht, findet ihn in Berechnungen, die Leandro Rezente von der Uni von Sao Paulo jetzt im American Journal of Preventive Medicine (2016; doi: J10.1016/j.amepre.2016.01.022) vorstellt. Exzessives Sitzen – und damit sind bereits drei Stunden oder mehr am Tag gemeint – sind für 3,8 Prozent aller Todesfälle verantwortlich, hat Rezente herausgefunden. Nach einer anderen Berechnung verkürzt das Sitzen das Leben um 0,2 Jahre.
Die Zahlen beruhen im Wesentlichen auf den Ergebnissen einer Meta-Analyse, die Josephine Chau von der Universität Sydney und Mitarbeiter vor drei Jahren in PLoS ONE (2013; 8: e80000) vorgestellt hatten. Chau hatte herausgefunden, dass langes Sitzen mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden ist. Rezente hat die Hazard Ratios jetzt mit der Prävalenz des Sitzens in 54 Ländern in Beziehung gesetzt und das attributive Risiko auf Bevölkerungsebene (PAR) berechnet.
Die größten Stubenhocker gibt es demnach im Libanon. Dort wären 11,6 Prozent aller (vorzeitigen) Todesfälle vermeidbar, wenn die Bevölkerung sich häufiger aus dem Sitzen erheben würde. Deutschland ist an Position 15 mit einem Anteil von 4,8 Prozent aller Todesfälle.
Als Mechanismen gibt Rezente die verminderte NO-Bildung in den Endothelien an (was die Gefäße eng stellt und den Blutdruck erhöht). Nachgewiesen sei auch eine Reduzierung der Glukosetransporter Typ 4 (was die Insulinresistenz und damit einen Typ 2-Diabetes fördert) oder eine verminderte Aktivität von Lipoproteinlipase (die Triglyzeride abbaut).
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