Vermischtes

Lebenseinstellung alter Menschen trotz Einschränkungen oft positiv

  • Donnerstag, 16. Mai 2019
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Köln/Berlin – Alte Menschen in Deutschland haben oft eine positive Lebenseinstellung und eine starke Widerstandsfähigkeit trotz gesundheitlicher Einschränkungen. Schlüssel­­faktoren dafür sind insbesondere die soziale und körperliche Aktivität. Das geht aus der Studie „Altern in Balance“ hervor, die heute auf der sechsten Bundes­konferenz „Gesund und aktiv älter werden“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Berlin vorgestellt wurde.

„Bundesweit sind heute bereits sechs Prozent der Bevölkerung 80 Jahre und älter. Ressourcen im Alter zu stärken, ist angesichts des demografischen Wandels von großer Bedeutung“, sagte Sabine Weiss (CDU), Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit, anlässlich der Konferenz.

Das Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg hat die Analyse im Auftrag der BZgA durchgeführt. Sie beleuchtet das Thema der Gesundheit Älterer aus unter­schied­­lichen Perspektiven – befragt wurden neben älteren Menschen auch Experten aus der Pflege und Medizin, der Kommunalpolitik sowie Medienschaffende.

Soziale Teilhabe ist von elementarer Bedeutung

„Die Studienergebnisse belegen, dass die Lebenseinstellung der Befragten und ihre Sicht auf das Alter überwiegend positiv sind. Zugleich wird das hohe Alter jedoch auch als wirkliche Herausforderung betrachtet“, sagte der Studienleiter Andreas Kruse. Die verantwortliche Selbst- und Weltgestaltung wie auch das gesundheitsbezogene Enga­gement älterer Menschen seien stark ausgeprägt. Die Förderung von sozialer Teilhabe und Möglichkeiten des Engagements für andere seien von zentraler Bedeutung für Menschen im sehr hohen Alter, so Kruse.

Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA, betonte, ein Schwerpunkt der BZgA-Arbeit für älte­re Menschen liege auf der Bewegungsförderung in den verschiedenen Lebenswelten. Beispiele dafür seien das AlltagsTrainingsProgramm (ATP) und das Lübecker Modell Bewegungswelten – ein körperlich, geistig und sozial aktivierendes Präventions­pro­gramm für ältere Menschen mit körperlichen und kognitiven Einschränkungen.

Die meisten älteren Menschen sehen sich der Studie zufolge in einer stabilen psychi­schen Situation. Zugleich betrachten sie demnach das hohe Alter aber als wirkliche Herausforderung der Psyche. Sie erlebten die Gleichzeitigkeit von Gewinnen und Verlusten und wollten nicht nur als Hilfeempfänger, sondern auch als Hilfegeber ver­standen und angesprochen werden. Dabei könnten Bürgerzentren helfen, hieß es.

Zudem sei die Tendenz zur „verantwortlichen Selbst- und Weltgestaltung“ unter älte­ren Menschen vergleichsweise stark ausgeprägt. Das spiegele sich auch in einem hohen Engagement wieder, wenn es um die Gesundheit gehe. Ein Großteil berichte dennoch von belastenden Schmerzen und körperlichen Einschränkungen. Sport- und Bewegungsangebote blieben allerdings oftmals ungenutzt, weil sie zu wenig auf indivi­duelle Bedürfnisse zugeschnitten seien. Auch die Sorge vor wachsender Einsamkeit existiere.

Der Anteil der über 80-Jährigen könnte auf 13 Prozent steigen

Für die Studie „Altern in Balance: Herausforderungen und Chancen des hohen Alters für das Individuum, die Gesellschaft, die Kultur - eine Vielfalt der Perspektiven auf Gesundheit“ hatten Heidelberger Forscher von September 2015 bis August 2018 alte Menschen (ab 75 Jahren) selbst, aber auch Experten sowie Medienvertreter befragt.

In der Bevölkerungsgruppe der über 80-Jährigen erwarten Forscher nach Angaben der BZgA in den kommenden Jahrzehnten in Deutschland das stärkste Wachstum. Machten die 4,4 Millionen Menschen in dieser Altersgruppe 2017 noch 5,4 Prozent der Bevölkerung aus, könnte sich ihre Zahl bis 2060 auf 9,9 Millionen Menschen mehr als verdoppeln. Der Anteil an der Gesamtbevölkerung könnte auf 13 Prozent steigen.

hil/kna

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