Medizin

Leberkrebs: Test erkennt Krebszellen im Blut

  • Dienstag, 24. Januar 2017

Boston – US-Forscher haben einen Test entwickelt, der im Blut zirkulierende Krebszellen anhand der in ihnen enthaltenen RNA erkennt. Ein erstes Einsatzgebiet könnte laut einer Studie in den Proceedings of the National Academy of Sciences (2017; doi: 10.1073/pnas.1617032114) das hepatozelluläre Karzinom sein.

Weltweit sterben jedes Jahr 765.000 Menschen an einem hepatozellulären Karzinom, die meisten davon in ärmeren Ländern, in denen Infektionen mit Hepatitis B endemisch sind. Der Krebs wird in der Regel erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt, in dem die Überlebenschancen gering sind. Solange der Tumor auf die Leber beschränkt ist, liegen die 5-Jahres-Überlebensraten bei 50 bis 80 Prozent. Eine Früherkennung gibt es jedoch derzeit nicht. Der Tumormarker AFP (Alpha-Fetoprotein) ist unzuverlässig.

Frühere Studien haben gezeigt, dass der Tumor bereits in einem frühen Stadium Zellen an das Blut abgibt. Es war jedoch bisher nur mit großem Aufwand möglich, die verein­zelten Tumorzellen in der Übermenge von Blutzellen aufzuspüren. Auch Gentests waren bisher kaum in der Lage, die Krebszellen zu identifizieren.

Ein „CTC-iChip“, den Forscher am Massachusetts General Hospital in Boston entwickelt haben, könnte dies ändern. Der Test filtert zunächst Thrombozyten und Erythrozyten aus einer Blutprobe. Danach werden die Leukozyten mit Antikörpern markiert, die fest auf magnetischen Kügelchen befestigt sind. Mit Hilfe eines Magnetfelds werden dann Leukozyten aus der Blutprobe entfernt.

Die Tumorzellen im Blut können dann anhand bestimmter RNA-Moleküle identifiziert werden. Es handelt sich um die Messenger-RNA von Genen, die speziell in Leberzellen aktiviert werden. In einer ersten Studie konnte das Team um Daniel Haber bei neun von 16 unbehandelten Patienten (56 Prozent) mit hepatozellulärem Karzinom Tumorzellen im Blut nachweisen. In einer Kontrollgruppe von Patienten mit anderen Lebererkran­kungen fiel der Test nur bei einem von 31 Patienten (3 Prozent) positiv aus.

Der Test könnte auch einen Behandlungserfolg anzeigen: Während der Behandlung des Leberkrebses fiel der Test noch bei neun von 32 Patienten positiv aus, nach dem Abschluss einer kurativen Therapie (Ablation, Chirurgie, Lebertransplantation) waren nur noch bei einem von 15 Patienten (7 Prozent) Tumor-Gene im Blut nachweisbar.

Der Test könnte laut Haber auch das AFP-Screening ergänzen. Die Kombination beider Tests erzielte in einer ersten Versuchsreihe einen positiven Vorhersagewert von 80 Prozent und einen negativen Vorhersagewert von 86 Prozent. Das sind sicherlich vorläufige Ergebnisse, die in weiteren Tests geprüft werden müssten. Die Tests könnten jedoch – durch die Wahl anderer RNA-Nachweise – auch bei anderen Krebser­kran­kungen zur Früherkennung oder als Marker für den Therapieerfolg eingesetzt werden, schreibt Haber.

rme

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